Louis de Funès: Genialer Choleriker

Der Gendarm von Saint Tropez: Schnatterschauze vom Dienst
Arte widmet dem großen französischen Komödianten einen Themenabend.

Er war der Inbegriff des Grantscherbens und spielte Hausdrachen ebenso überzeugend wie tyrannische Familienväter, boshafte Geizkragen und hysterisch-dämliche Polizisten. Lauter missgünstige, hyperventilierende, cholerische Spießbürger.

Darunter etwa den gierigen Kunsthändler, der es auf ein Modigliani-Bild abgesehen hat, das ausgerechnet als Tattoo auf dem Rücken eines Widersachers prangt. „Balduin das Nachtgespenst“ heißt der Film, in dem Louis de Funès Jean Gabin die Haut (!) abziehen will und dies mit sonderbaren Grimassen kundtut – ein Klassiker des absurd-komischen Genres.

Louis Germain David de Funès de Galarza alias Louis de Funès ist seit dreißig Jahren tot. Doch seine Hitler-Parodie „Muskatnuss, Herr Müller!“ aus dem Film „Scharfe Kurven für Madame“ (im Original „Le grand Restaurant“) ist heute noch ein You-Tube-Hit.

Schnellsprechen

De Funès ist bis heute der populärste französische Komiker. Das liegt nur zum Teil an der Qualität seiner Filme. Es liegt vor allem an de Funès’ anarchischem Stil: Rollende Augen, unverständliches Schnellsprechen (einer seiner Filme heißt auf Deutsch „Die Schnatterschauze“), bizarre Grimassen und unverwechselbare Gestik. Und dazu Ausrufe wie „Och!“ Interessantes Detail: Der schmächtige de Funès spielte selten –wie andere Komiker – diejenigen, die einstecken, sondern fast immer jene, die austeilen. Also die Unsympathler.

Dass die Begeisterung für de Funès die Generationen überdauert, liegt am hohen Anspruch des Künstlers, an seiner Disziplin und an seiner außerordentlichen Begabung – man nannte ihn den „Mann mit den 40 Gesichtern pro Minute“.

Louis de Funès, geboren 1914 in Courbevoie, Hauts-de-Seine; gestorben 1983 in Nantes, kam relativ spät, nämlich im Alter von 31 Jahren, zum Film. Zuvor hatte er sich als Jazzpianist einen Namen gemacht – schon damals brachte er das Publikum durch Grimassenschneiden zum Lachen.

Mit Filmen wie „Der Gendarm von St. Tropez“ (1964) und insbesondere der Fantômas-Trilogie (ab 1964) gelang ihm der internationale Durchbruch.

Louis de Funès: Genialer Choleriker
Zur ARTE-Sendung Karambolage 2: Der selbstherrliche Generaldirektor Norbert Charolais (Louis de Funès) sieht in Paul Martin (Jean-Claude Brialy) seinen Sohn im Geiste. Doch bei all seiner vordergründigen Unterwürfigkeit ist es bei dem mit der Loyalität nicht weit her ? Foto: ARTE Honorarfreie Verwendung nur im Zusammenhang mit genannter Sendung und bei folgender Nennung "Bild: Sendeanstalt/Copyright". Andere Verwendungen nur nach vorheriger Absprache: ARTE-Bildredaktion, Silke Wölk Tel.: +33 3 881 422 25, E-Mail: bildredaktion@arte.tv
In dem französischen Dokumentarfilm „Louis de Funès“ (23. Dezember, 21.40 Uhr,Arte) von Grégory Monro und Catherine Benazeth machen sich die Schauspieler Jamel Debbouze (er ist heute einer der erfolgreichsten Komiker seiner Generation), Alexandre Astier und Guillaume Gallienne auf die Spur des populärsten Filmkomikers Frankreichs und enthüllen bisher unbekannte Facetten seines Lebens und Schaffens.

Zuvor (20.15 Uhr) zeigt Arte den Film „Karambolage“ von Marcel Bluwal aus dem Jahr 1963: Darin ist de Funès als umtriebiger Generaldirektor eines Reiseveranstalters zu sehen. In weiteren Rollen: Jean-Claude Brialy und Michel Serrault.

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