Viel mehr als ein Grimassenschneider

Jerry, der Glückspilz („Hollywood or bust“, 1956) mit Dean Martin und Anita Ekberg
Das Komiker-Genie wurde heuer oft gewürdigt. Ab Mittwoch folgt eine Arte-Filmreihe.

Als bekennender Jerry-Lewis-Fan erntete man jahrzehntelang von vielen Seiten Kopfschütteln. Wurde als kindisch bezeichnet und mit Stirnrunzeln bestraft, wenn man ins Schwärmen geriet. (Kennen Sie etwa die Szene aus „Aschenblödel“, in der Jerry Lewis alias „Fella“ seinem Stiefbruder die Zigarette anzünden soll? Wunderbar! Diese schwachsinnige Beflissenheit ... aber klar, Jerry Lewis gilt eben als Geschmackssache. )

Etliche Kritiker hielten Lewis’ Darbietungen für Klamauk, allerhöchstens Sonntagnachmittags-Fernseh-Nostalgie. Charlie Chaplin, Buster Keaton, Stan Laurel und Oliver Hardy ließen die orthodoxen Cineasten gelten. Aber Jerry Lewis? Weder sein entfesseltes Slapstick-Akrobatentum noch seine Quäkstimme oder seine fulminanten Tanzeinlagen fanden Anklang.

Jerry Lewis: Damals und heute

Viel mehr als ein Grimassenschneider

Cast member Jerry Lewis poses during a photocall f
Viel mehr als ein Grimassenschneider

der bürotrottel…
Viel mehr als ein Grimassenschneider

der bürotrottel…
Viel mehr als ein Grimassenschneider

der verrückte professor…
Viel mehr als ein Grimassenschneider

VIENNALE-ARCHIV
Viel mehr als ein Grimassenschneider

FRANCE CANNES FILM FESTIVAL 2013
Viel mehr als ein Grimassenschneider

FRANCE CANNES FILM FESTIVAL 2013
Viel mehr als ein Grimassenschneider

Cast member Jerry Lewis poses during a photocall f
Viel mehr als ein Grimassenschneider

FRANCE CANNES FILM FESTIVAL 2013
Viel mehr als ein Grimassenschneider

Cast member Jerry Lewis poses during a photocall f

Ihm wurde ein einziges Meisterwerk zugestanden: Martin Scorseses böses Porträt „King of Comedy“ – in dem Lewis sich selbst, also einen kontrollsüchtigen Comedy-Star und Robert De Niro dessen besessenen Fan darstellte.

Und dann kam Cannes. Der 87-jährige Jerry Lewis stellte dort im Frühjahr seinen neuesten Film „Max Rose“ vor und die Filmjournalisten waren begeistert: Lewis habe eine der „unterhaltsamsten Pressekonferenzen überhaupt“ gegeben, schwärmten die Agenturen. Dabei tat er nur, was er seit seiner Kindheit macht, als er seine Eltern unterhielt: Er scherzte, schielte, grimassierte. Und steckte sich Kopfhörer in die Nase.

Der Clown

Auf Cannes folgte der Wiener Sanktus für Lewis: Die Viennale widmete ihm eine Retrospektive. In Filmen, Fernseharbeiten sowie einer Dokumentation konnten sich Kinofans davon überzeugen, dass jener Mann, der vor 87 Jahren als Joseph Levitch in New Jersey geboren wurde und seine Karriere als Pantomime begann, „definitiv viel mehr als ein Grimassenschneider und Clown“ ist, wie es Viennale-Direktor Hans Hurch ausdrückte.

Von der Genialität des Schauspielers, Tänzers und Regisseurs können sich Fernsehzuseher ab heute auch auf Arte überzeugen. Die Lewis-Serie beginnt um 20.15 Uhr mit Frank Tashlins Jerry, der Glückspilz, der letzte in einer Reihe von gemeinsamen Filmen der Stars Dean Martin und Jerry Lewis, die bereits im Jahr 1949 mit „My Friend Irma“ ihren Anfang nahm. Die zahlreichen Filme, die während ihrer siebenjährigen Kollaboration entstanden, prägten das Genre der „Buddy-Movies“ entscheidend mit. Lewis’ dritte Regiearbeit Der Bürotrottel, in der er als Botenjunge eines Filmstudios von einer Katastrophe in die nächste stürzt, wird anschließend um 21.45 Uhr gezeigt.

Am 1. Jänner (20.15 Uhr) folgt Lewis’ Auftritt als Der verrückte Professor – einer seiner berühmtesten Kunstfiguren. In diesem, wie auch im Film Zu heiß gebadet (2. Jänner, 20.15 Uhr), führte Lewis selbst Regie. Er tritt hier als Herbert H. Heebert eine Stelle als Hausmeister in einer Schauspielerinnen-Pension an.

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