Investition statt Depression

Sparsamkeit ausgereizt: Horst Pirker will News Schwung geben
Horst Pirker managt die Verlagsgruppe News. Ein Gespräch über Pläne und Herausforderungen für Österreichs größten Magazinverlag.

KURIER: Sie haben jüngst ein recht angeschlagenes Haus übernommen. Welche Hausaufgaben haben Sie geortet?

Horst Pirker: Einfach ist die Situation nicht. Ich glaube, dass die Hausaufgaben dabei beginnen, sich Medium für Medium zu überlegen, was die einzelne Marke in der Lage ist, für die Leser und User an alleinstellendem Inhalt zur Verfügung zu stellen. Die Frage ist unterschiedlich schwer zu beantworten. Je mehr "General Interest" ein Medium ist, umso schwieriger wird es.

Das Flaggschiff News verlor in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung und Leserschaft. Haben Sie vor, wieder in den Titel zu investieren?

Ich glaube, wir werden um die Investitionen, was die Marke News betrifft, so oder so nicht herumkommen. Ich hätte aber den Zugang, dieses Investment nicht an der Oberfläche zu machen, sondern dort, wo es zählt. Wir werden uns sehr um Qualität im umfassenden Sinn kümmern. Das wird sicher nicht ohne personelle Investitionen im Einzelnen gehen.

Es gab unter Ihrem Vorgänger die Überlegung, das Magazin nur mehr 14-tägig erscheinen zu lassen. Werden Sie das so umsetzen?

Nein. So weit ich in die Zukunft voraussehen kann, wird es ein Wochenmagazin bleiben.

Wird es in fünf Jahren noch alle 15 Titel im Verlag geben, oder können Sie sich eine Reduktion vorstellen?

Ich glaube, dass wir in fünf Jahren deutlich mehr als diese 15 Titel – analog und digital – haben werden. Schon 2015 werden wir den einen oder anderen Titel neu an Bord haben. Wir sind im Moment dabei, die bestehenden Titel neu auszurichten. Aber dass wir uns weitere Aufgaben vornehmen werden, das ist sicher.

Wie wird die Verlagsgruppe News künftig im Netz agieren?

Da wird es eine ziemlich sichtbare Kurskorrektur geben. Aus meiner Sicht gehören – abseits der organisatorischen Umsetzung – die analogen und die digitalen Ausprägungen einer Marke unauflöslich zusammen.

Das heißt: Wenn man künftig News.at aufruft …

… ist man bei News.

Was halten Sie von Bezahlschranken im Internet?

Das ist, wie wenn man einen Zug in Bewegung setzt: Es ist viel Energie nötig, um überhaupt Bewegung zustande zu bringen. Dann gestaltet sich die Bewegung aber ziemlich nachhaltig. Wir sind gerade am Beginn dieser Bewegung. Wir werden sicher die Zugänge auf die Inhalte der Verlagsgruppe News differenzierter und enger gestalten.

Bleibt die Frage: Warum sollten die Leser plötzlich für etwas bezahlen wollen, was sie vorher gratis bekommen haben?

Wenn es nicht zumindest einen Nutzen gibt, der nur im jeweiligen Medium zu finden ist, dann wird man sich mit einer Monetarisierung sehr schwertun.

Wann wird es in Ihrem Haus die ersten Bezahlschranken geben?

Ich glaube schon, dass wir spätestens nächstes Jahr die ersten Schritte setzen werden.

Die Redaktionen in der Verlagsgruppe News produzieren die Inhalte, sind aber nach mehreren Sparwellen bereits sehr knapp aufgestellt. Wird es weitere Einschnitte geben?

Ich glaube, dass dieses Haus die Spielräume bei der Sparsamkeit im Wesentlichen ausgereizt hat. Ich glaube nicht, dass man dem Haus etwas Gutes täte, jetzt die nächste Sparwelle durchzuziehen. Das würde das System mehr gefährden, als es stabilisieren. Wir werden vereinzelt aber auch "Spieler" von außen brauchen. Das bedeutet auch, dass es hier eine gewisse Durchflutung geben wird.

Sie haben das Verlagswesen 2010 mit dem Ruf eines Messias verlassen. Ist die Branche vier Jahre später noch dieselbe?

Ich fühle mich mit messianischen Zuschreibungen sehr unwohl. Was ich in den vergangenen Jahren gelernt habe: Es gibt einen wichtige Unterschied zwischen Demut und Depression. Ich erlebe die Branche nach wie vor wenig demütig und dafür sehr depressiv. Ich würde gerne einen Beitrag leisten, genau das umzudrehen.

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