Guten Morgen, Realverfassung!

Ein Blick auf die Schneelandschaft in Obertauern mit "Guten Morgen Österreich"
Analyse. Das Frühstücks-TV im ORF lässt ein paar Fragen offen, die sich das Publikum um die Uhrzeit aber ohnehin noch nicht stellt.

Wie startet man in den Morgen? Am Besten mit einem Kaffee. Eine namenlose, aber todschicke Espressomaschine kauert in einer prominenten Ecke des "Guten Morgen Österreich"-Studios, als Moderator Lukas Schweighofer drei Stunden lang Österreichs Früh- bis Spätaufsteher begrüßt (wer nach neun immer noch nicht ferngesehen hat, muss wie bisher auf "Heute Mittag" warten). Was die Kaffeemaschine mit dem Frühstücksfernsehen zu tun hat? Wer sich die Sendung ansieht, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nur wenige Dinge ohne eine allzu zweckmäßige Absicht hergezeigt werden (Leser Dino Carlo meint darin übrigens eine Illy Francis! Francis! zu erkennen, wie er unten gepostet hat).

Geht so

Ist es wirklich interessant, zu demonstrieren, wie das mobile Studio aufgebaut wird? Geht so. Wenn es allerdings darum gegangen sein sollte, das MAN-Logo des Sendetrucks und den daneben parkenden BMW herzuzeigen: Super Job! Man wundert sich plötzlich, dass bei den Gartentipps keine Seramis-Packung zu sehen ist. Sonst bot die Sendung Klasse Touristikwerbung für Obertauern, wo immer noch Schnee liegt, wie die heimgekehrten Osterurlauber wohl aufmerksam registriert haben dürften. Nächstes Jahr verlängern wir besser. In Obertauern. Oder Werfen, das morgen dran ist.

Das polarisierendste Format wird das Morgenfernsehen wohl nicht. Eher ein Abbild der Realverfassung in und außerhalb des ORF, in dem im August der Generaldirektor (wieder-?)gewählt wird: Mit der Wirtschaftskämmerin, die die heimische Skitouristik loben darf. Nach ihr – Realverfassung ! – die Arbeiterkämmerin, die erklärt, dass man Onlinebewertungen nicht immer ernst nehmen kann. Ansonsten: Schlagzeilen aus Österreich und der Welt, ein Gemeindeporträt, ein Kalenderblatt mit historischen Eckdaten des Tages, ein Mondkalender, Wetterfotos... und: Christine Reiler. Warum ihre Rubrik "Gesund und munter" in einer Vinothek spielt, erschließt sich leider ebensowenig wie die Tatsache, dass sie rohes Fleisch und einen Aschenbecher in einer Ledertasche herumträgt. Aber um die Uhrzeit hat man eh noch keine großen Fragen an die Welt.

Wie in den Anfangstagen von "Willkommen Österreich" (der Nachmittagssendung) gilt Fröhlich dahinplaudern bis zur (Werbe-)Pause. Die ist übrigens möglich. Weil die Sendung offiziell aus zig einzelnen Programmteilen besteht.

Man kann seine Zeit jedenfalls schlechter vergeuden.

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