Günther Schifter: Schellacks waren sein Leben

Seine Wohnung in der Löwengasse im dritten Bezirk war bis zur Decke vollgeräumt mit Tonträgern. Gäste begrüßte er so, wie sie ihn aus dem Fernsehen kannten: Er bleckte grinsend die Zähne und schmetterte seinen legendären Saloon-Gruß: „Howdy!“ Auf den schallendes Gelächter folgte. Sein berühmtes „He, he, he!“

Bis ins Wohnzimmer legten Besucher einen Hürdenlauf zwischen Grammofonen und Türmen heikler Schellacks hin. Doch Günther Schifter war keiner, der seine Schätze wie ein Heiligtum verwaltete. Im Gegenteil, er wollte seine Lieblinge herzeigen und seine Freude daran teilen, so wie er es Jahrzehnte im Fernsehen und Radio tat. Bereits jenseits der 70 bekam er noch glänzende Augen, wenn er erzählte, wie er zu seinen ersten Platten gekommen war. „Schellacks and Schellacks and Schellacks“ waren sein Leben. Der gebürtige Wiener war schon als Kind Jazzfan und vielleicht der erste Österreicher, der „Amerikanisch“ konnte. Seine Sendungen waren voll ansteckender Begeisterung.

Er summte ein paar Takte der Kennmelodie „Walk, Jennie, Walk“ mit, dann folgte ein nonchalantes „Halli-Hallo, meine sehr verehrten Damen und Herren“. Danach kamen Auskünfte über die Geburtstagskinder unter den Jazzern. Schifter swingte und erzählte in seinem unnachahmlichen Timbre Anekdoten – Geschichtsunterricht auf die unaufdringliche Art (nachzuhören im audivisuellen Archiv des Technischen Museums www.mediathek.at/schifter). Gerne erzählte Schifter ( 2008), wie er zum Radio gekommen war: Er hatte Stuart Green, dem amerikanischen Leiter des Senders Rot-Weiß-Rot, Deutschnachhilfe gegeben.

Von 1949 bis 2000 moderierte Günther Schifter im Radio und später im Fernsehen Jazz- und Country-Sendungen. Unter seinen Interviewpartern: Josephine Baker, Benny Goodman, Walt Disney, Nat King Cole, Louis Armstrong. ORF III erinnert am Samstag in „zeit.geschichte“ (21.45 h) mit einer Doku von Siegfried Steinlechner an Österreichs ersten Discjockey.