ORF

Funkhaus-Verkauf: Plattform sieht Deal unter Wert

Eine Plattform rund um Schauspieler Karl Markovics kämpft um das Funkhaus.
Promi-Gremium wendet sich an Stiftungsrat und Medienminister

Der geplante Verkauf des Funkhauses (der KURIER berichtete am Freitag) ist übers lange Wochenende ins kollektive Bewusstsein gesickert. Am Dienstag folgte heftige Kritik an dem Vorhaben der ORF-Geschäftsführung. Eine Plattform aus Künstlern und Wissenschaftern verlangte einen Verkaufsstopp: Der Preis für die Immobilie sei zu gering, sagen sie. Außerdem deute die kurze Ausschreibungsfrist darauf hin, dass die Interessenten bereits bereit stünden. Die Gruppe rund um Schauspieler Karl Markovics wendet sich in einem offenen Brief an den ORF-Stiftungsrat und Medienminister Josef Ostermayer, die sie auffordern, den "Verkauf des Wiener Funkhauses und die stückweise Demontage des Kultursenders Ö1 in letzter Minute zu stoppen".

"Gebogen"

Die Berechnungen zum Zusammenzug aller ORF-Einheiten auf den Küniglberg seien "hingebogen",argumentiert die Plattform. So werde "eine unrealistisch hohe Summe für eine Sanierung des Funkhauses angesetzt". Das Haus sei in seiner Bausubstanz aber gar nicht sanierungsbedürftig. Der Effekt: Der ORF drücke durch das Kolportieren solcher Zahlen den Wert der Immobilie zum Schaden der Gebührenzahler nach unten. Die 18 Millionen Euro Mindestgebot, die der ORF nun verlangt, seien ein "weit unter dem Wert liegender Preis".

Kreis stehe fest

Die "extrem kurze Ausschreibungsfrist" von 19 Tagen - die durch die Veröffentlichung an einem langen Wochenende de facto auf 16 Tage schrumpfe - bestätigt die Vermutungen, dass der Käufer bzw. ein sehr kleiner Kreis von potentiellen Käufern längst feststehe. Die Ausschreibung sei so formuliert, dass in Wahrheit nur kommerzielle Verwerter in Frage kämen, nicht aber beispielsweise Kulturinstitutionen oder andere im öffentlichen Interesse agierende Anbietergruppen.

Über 84.000 Personen haben eine Onlinepetition zum Erhalt des Funkhauses unterschrieben. Unter den prominenten Unterstützern finden sich neben Markovics Schrifsteller, Wissenschafter, Künstler und Kabarettisten. Markovics hatte in den vergangenen Monaten mit dem Plan Aufsehen gesorgt, das Funkhaus und Ö1 mit Investoren selbst zu übernehmen, um den Bestand zu schützen.

ORF: Polemisch

Der ORF wies die aus seiner Sicht „polemischen“ Vorwürfe zurück. Man möge zur Sachlichkeit zurückkehren. Die angeführte Verkaufsfrist betreffe lediglich die erste Phase der Interessensbekundung. Das Verfahren selbst werde im 1. Quartal 2016 und unter voller Transparenz durchgeführt.

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