Sperrstunde für einen begabten Säufer

Psycho-Kammerspiel zum Abschied: Der letzte Fall von Joachim Król geriet besonders düster
Mit einem Psychothriller verabschiedet sich der düstere Frankfurter Kommissar vom "Tatort". Die beiden Nachfolger treten ihren Dienst im Mai an.

Am Anfang steht bei ihm das Ende: Kommissar Frank Steier (Joachim Król) scheitert im Gerichtssaal am eigenen Alkoholproblem. Ein kleines Mädchen wurde ermordet, er war der einzige Zeuge, damals allerdings in aller Frühe stockbesoffen. Freispruch für den Angeklagten, Abgang für den ebenso problembehafteteten wie begabten Fernsehkommissar mit Dauergrant und Dauerfahne: Steier reicht seine Kündigung ein und geht mit einem Kollegen gleich einmal einen trinken. Später gerät er in der "Tatort"-Folge "Das Haus am Ende der Straße" (20.15 Uhr, ORF2) in ein Kammerspiel aus Psychoterror und Kleinkriminalität, das die Leistungen des stillen Schauspielers zum Abgang in einen angemessen morbiden Rahmen setzt. Der Handlungsort für schon bisher sehr intensive "Tatort"-Folgen: Frankfurt am Main, Ort der Gegensätze zwischen schillernden Hochhäusern und traurigen Junkies.

Lebenslustig

Sieben Einsätze hatte Kommissar Steier dort zu bewältigen, er verkörperte die Kriminalist gewordene Verzweiflung, die nur kurz etwas gelindert schien, als Nina Kunzendorf als lebenslustige Ermittlerin Conny Mey an seiner Seite auftauchte. Als sich die Schauspielerin 2013 von der Serie verabschiedete, wurde Król am Bildschirm wieder trauriger.

Und beruflich stolperte er gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk (HR) durch die Nachfolgerinnensuche, bis er schließlich seinen Abschied verkündete.

"Nina fehlt mir", erklärte Król der Öffentlichkeit seinen Ausstieg. In deutschen Fernsehspalten war hingegen zu lesen, er habe zunächst ein Solo gewünscht und sich mit den Sendervorschlägen für mögliche weibliche Ko-Star durchwegs recht schwer getan.

In neue Zeiten

Sperrstunde für einen begabten Säufer
epa04512075 (L-R) German actors Ulrich Tukur, Wolfram Koch, Margarita Broich and Martin Wuttke attend a press meeting at the shooting of a new episode of the crime series 'Tatort' in Heusenstamm, Germany, 02 December 2014. The working title of the new production is 'Wer bin ich?' (lit.: Who am I?). EPA/FRANK RUMPENHORST
Die Finanzmetropole Frankfurt wird also künftig von einer neuen Paarung beackert. Am 27. Mai ermitteln Margarita Broich und Wolfram Koch das erste Mal am Bildschirm für den HR. Koch war schon in einigen "Tatort"-Folgen als Nebenrolle zu sehen, Broich kommt wie er vom Theater und spielte im Kino in Filmen wie "Quellen des Lebens" oder "Der Vorleser".

Król ist heuer nicht der einzige Fernsehkommissar, der den Dienst quittiert: Auch Simone Thomalla und Martin Wuttke vom Leipziger "Tatort" treten ab. Ihre jüngste Folge geriet vor einer Woche zum Quotenflop.

Dazu ließ sich Kollege Til Schweiger, der den Hamburger Ermittler spielt, zu bissigen Kommentaren hinreißen. Die beiden Darsteller nahm er zwar in Schutz, ätzte aber gegen Drehbuchautoren und den Sender MDR: "Das ist, wenn schon, die schuld des Autors oder vielmehr des Senders, der sagt: Das wird jetzt so verfilmt, statt dem Autor zu helfen, einen tollen Film zu schreiben".

Der letzte Einsatz für Thomalla und Wuttke ist für April geplant. Abschied nahmen auch die Kollegen aus Erfurt, deren Kommissariat nach nur zwei Folgen dicht gemacht wird. Kürzer war noch keine Karriere in der Krimireihe.

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