Ein Leben außer Atem

Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo: „Außer Atem“.
Ein Arte-Abend für Jean Seberg, das Gesicht der Nouvelle Vague.

Keine Verbindung mit Jean Seberg. Liebhaber gebrochener Herzen werden höflich gebeten, sich anderswo umzusehen.“

Das waren die Worte, die Schriftsteller Romain Gary am 2. Dezember 1980 auf einen Zettel schrieb, bevor er sich erschoss. Eineinhalb Jahre zuvor, am 29. August 1979, hatte die Schauspielerin Jean Seberg in Paris den Film „Die Liebe einer Frau“ von Costa-Gavras nach dem Roman ihres Ex-Mannes Romain Gary gesehen und sich in der Nacht darauf das Leben genommen. Der gleichnamige Roman des Prix-Goncourt-Preisträgers (2009 neu aufgelegt) handelt von einer Beziehung, die jener des realen Paares Seberg/Gary im Empfinden der Leser geradezu ähneln muss: Da wie dort ein schillerndes Paar, das an der Liebe scheitert. Acht Jahre dauerte Garys Ehe mit Jean Seberg, die als eines der ausdrucksstärksten Gesichter der Nouvelle Vague gilt. Als die Ehe vorbei war, waren auch beider Karrieren am Ende.

Unsterblich

Der französische Regisseur Jean-Luc Godard hatte die zierliche Amerikanerin in „Außer Atem“ an der Seite von Jean-Paul Belmondo unsterblich gemacht. Als 17-Jährige von Otto Preminger entdeckt, machte sie erst in den Filmen der französischen Nouvelle Vague Karriere. Arte widmet ihr heute einen Themenabend: Um 20.15 Uhr ist Godards „Außer Atem“ zu sehen, in dem sie als Studentin Patricia auf den Champs-Élysées die „Herald Tribune“ verkauft und sich in den Kleinganoven Michel (Belmondo) verliebt.

Ein Leben außer Atem
Zur ARTE-Sendung Jean Seberg forever 1: Jean Seberg, Kultfigur der Nouvelle Vague, im Jahr 1959 © Raymond Cauchetier Foto: ARTE France Honorarfreie Verwendung nur im Zusammenhang mit genannter Sendung und bei folgender Nennung "Bild: Sendeanstalt/Copyright". Andere Verwendungen nur nach vorheriger Absprache: ARTE-Bildredaktion, Silke Wölk Tel.: +33 3 881 422 25, E-Mail: bildredaktion@arte.tv
Um 21.40 Uhr folgt die Dokumentation „Jean Seberg forever“ von Anne Andreu (F, 2013) über das bewegte Leben der Schauspielerin. In den 50er-Jahren in der puritanischen US-Provinz aufgewachsen,wurde die rebellische Teenagerin von Preminger als Heilige Johanna entdeckt. Godard bot Seberg in Frankreich Entfaltungsmöglichkeiten. Als sie mit 21 den 24 Jahre älteren Gary kennen lernte, schien alles die beiden zu trennen. Alter, Herkunft, Bildung. Ihre Liebe überwand zunächst die konventionellen Schranken, doch zur Ruhe kam sie nicht. Anfang der 70er-Jahre engagierte sie sich in Los Angeles an der Seite der Black Panther, unterstützte den Bürgerrechtskampf und wurde Opfer der vom FBI organisierten Verfolgungen. Beruflich wie privat schlitterte sie ins Unglück. Die Ehe mit Gary war gescheitert, ihr zweites Kind Nina starb kurz nach der Geburt. In den folgenden Jahren soll Seberg jeweils am Tag dieses Verlusts versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Sie starb 1979.

Diese Dokumentation bringt bisher unveröffentlichte Aussagen von Zeitzeugen. Jean Sebergs Sohn Diego Gary berichtet vom Familienleben und Dennis Berry, Sebergs letzter Ehemann, resümiert die letzten Jahre der Schauspielerin in den Kreisen der Beat Generation. „Eine gebrochene poetische Existenz“, wie er bewegt sagt.

Kommentare