Vergangenheit, die nachwirkt

"Schatten der Scham", Die NS-Vertreibung der Juden, Roma und Kärntner Slowenen hat bei den Opfern Wunden hinterlassen, die bis heute nicht verheilt sind. Drei junge Frauen - eine Kärntner Slowenin , eine Romni und eine Frau mit jüdischem Background wollen herausfinden, warum das Leid ihrer Großmütter für ihr Leben und Empfinden ausschlaggebend ist. Sie begeben sich auf eine spannende, generationsübergreifende Wurzelsuche in Österreich und New York. Ajda Sticker, Sandra Selimovic und Olivia Pixner Dirnberger konfrontieren sich mit den quälenden Geistern der Vergangenheit, die bis heute wie am Kärntner Ulrichsberg ihr Unwesen treiben. Die berührenden, oft schockierenden Erzählungen der Opfer aus drei Generationen werden - ganz nach österreichischer Manier - unterbrochen von psychologischen Analysen. Experten und Prominente erklären pointiert die Mechanismen von Unterdrückung, Verdrängung und Selbstqual. Besprochen wird, dass die Opfer nach dem Krieg wieder zu Opfern gemacht wurden und sich das Land in Verdrängung übte. Dieses unter den Tisch kehren, wurde durchbrochen von SchriftstellerInnen, die als Sprachrohr der "second generation" - Lily Brett in New York und aktuell von Peter Handke und Maja Haderlap - wieder Worte für das Leid fanden und den Opfern ihre Würde wiedergaben. "Wird einer Minderheit eingeredet, weniger wert zu sein und das über Generationen hinweg, beginnen die Erniedrigten an diese Diskriminierung zu glauben", erklärt der Bürgerrechtskämpfer Harry Belafonte in "Schatten der Scham", und artikuliert damit die globale Dimension einer Problematik, der sich die drei jungen Heldinnen des Filmes unerschrocken stellen. Eine Dokumentation mit Peter Handke, Maja Haderlap, Harry Belafonte, Andre Heller, Lily Brett, Harri Stojka, Christoph Grissemann und Dirk Stermann.Im Bild: Regisseurin Sabina Zwitter-Grilc und Harri Belafonte. SENDUNG: ORF3 - SA - 04.05.2013 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Marco Zwitter. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Der Dokumentarfilm "Schatten der Scham" setzt sich mit Minderheiten und dem Naziterror auseinander.

Es war der Bürgermeister“, erzählt der 2012 gestorbene Adolf Papai, „und das war ein großer Nazi. Der hat uns Roma nicht leiden können. Der hat für alle unterschrieben. Wenn der Bürgermeister nicht unterschrieben hätte, wären wir nicht ins Lager gekommen.“ Und die Schriftstellerin Lily Brett sagt: „Meine Eltern waren zwei der wenigen Menschen, die nicht starben und dessen bin ich mir immer bewusst.“

Schicksal und Sprachlosigkeit

Es sind viele und unterschiedliche Stimmen, die Sabina Zwitter-Grilc in ihrem Dokumentarfilm „Schatten der Scham“ zu Wort kommen lässt. Thema: Das Schicksal von Angehörigen österreichischer Minderheiten während der Nazizeit. Und wie ihre Nachkommen damit umgehen. Zwitter-Grilc stellt drei junge Frauen vor – die Kärntner Slowenin Ajda Sticker, die Romni Sandra Selimović und die Jüdin Olivia Pixner-Dirnberger –, und zeigt, wie sie sich mit der Vergangenheit auseinander setzen.

Dazu kommen die Erzählungen von Opfern, die den Nazi-Terror selbst er- und überlebt haben, sowie prominente Stimmen. Der Bürgerrechtskämpfer Harry Belafonte weist auf die Wichtigkeit von Geschichtsaufarbeitung hin: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht genießen.“

Und der Musiker Harri Stojka erinnert sich an die Sprachlosigkeit der Elterngeneration. Als er seinen Vater als Kind einmal nach der auf seinen Unterarm tätowierte Nummer fragt, „hat er mich total zusammengeschrien und zusammengeschimpft. Und ich hab’ nicht verstanden, warum. Und hab nie wieder gefragt. Als ich ungefähr 30 war, hat er auf einmal angefangen, zu erzählen.“

25 Jahre

Anlass für die Ausstrahlung ist das 25-jährige Bestehen der ORF-Minderheitenredaktion. Als die Minderheitenredaktion 1988 ihren Dienst aufnahm, produzierte sie zunächst eine 20-minütige Servicesendung für Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei. Zwei Jahre später wurde die Sendezeit auf 30 Minuten verlängert, berichtet wurde über die autochthonen Volksgruppen (Kroaten, Roma, Slowenen, Slowaken, Tschechen und Ungarn ) sowie zugewanderten Gruppen in Österreich. Heute bestehe die Herausforderung u. a. in der Berichterstattung über die sogenannte Zweite und Dritte Generation, so der ORF.

Info: Samstag 20.15h auf ORF III

Kommentare