"Das ist klassisches Getöse"

Beim Öffentlich-Rechtlichen soll es interne Querelen geben – TV-Direktorin Zechner dementiert

Ein Machtkampf im ORF? Davon will Fernsehdirektorin Kathrin Zechner (siehe Interview unten) nichts wissen. Doch andere ORFler sagen anderes – wenn auch hinter vorgehaltener Hand. Zechner und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seien wegen der Neubesetzung der „Zeit im Bild“ aneinander geraten, heißt es – die Fernsehdirektorin pushte Nadja Bernhard, die bei den Castings aber angeblich nicht am besten abgeschnitten hatte. Die Entwicklung der neuen verlängerten „ZIB20“ verlaufe chaotisch und der seit Oktober laufende ORFeins-Mittwoch sei sowieso ein Debakel. Jüngstes Gerücht: Mari Lang, mit „Mein Leben“ nicht gerade rasend erfolgreich, soll die frei gewordene Moderation des Kulturmontag übernehmen.

Wird die eigenwillige und selbstständige Zechner Wrabetz gefährlich? Oder handelt es sich nur um einen Schaukampf, der von den wahren Problemen – dem Finanzplan für 2013, der am Donnerstag im Stiftungsrat diskutiert wird – ablenken soll? Zechner spricht gegenüber dem KURIER von Einigkeit und externen Intrigen. Wrabetz – der sich am Freitag bei einer EBU-Sitzung in Genf aufhielt – war für ein Statement nicht erreichbar.

KURIER: Gibt es einen Machtkampf im ORF?
Kathrin Zechner: Nein, es gibt keine Auseinandersetzung. Weder zwischen Generaldirektor, kaufmännischem Direktor noch mir. Das ist klassisches, vorgremiales Getöse. Sichtbar dadurch, dass es anonymisiert wird. Der enge Zusammenhalt der ORF-Geschäftsführung ist untypisch und vielleicht von vielen Seiten nicht gewollt.

Es gibt Kritik an Ihrem neuen ORFeins-Mittwoch. Fühlen Sie sich diesbezüglich ORF-intern unterstützt?
Ich bin vom gesamten ORF unterstützt in einem einzigen Ziel: Das Programm durchwegs österreichisch Schritt für Schritt umzustellen. Schritt für Schritt deswegen, weil wir unter einem enormen Finanzdruck stehen. Die Vorgaben sind hart und werden gemeinsam von uns drei in der Geschäftsführung erfüllt. Insofern ist das, was unsere Sendungsteams unter den engen Vorgaben 2012 für das österreichische Publikum geschafft haben, enorm.

Sie sind also zufrieden?
Wir liegen nach nur drei Monaten auf dem Sendeplatzschnitt, der vorher mit Champions League und/ oder internationalen Serien erreicht wurde. Das halte ich für ausbaufähig, ist aber eine gesunde Landung. Wir werden an diesem eigenproduzierten Mittwoch sukzessive weiter arbeiten, genauso wie wir den Dienstag und den Freitag eigenproduziert aufgestellt haben. Wir haben den Ehrgeiz, die Eigenproduktionsdichte am Mittwoch weiterzubetreiben. Und in einem Jahr werden wir Resümee ziehen, ob die Schiene von unserem Publikum ausreichend angenommen wurde oder nicht.

Stimmt’s, dass es bei den Vorbereitungen der neuen und verlängerten ZIB 20 drunter und drüber geht?
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und hoch professionell. Das Projekt steht und wird am Montag dem Geschäftsführer zur Freigabe vorgelegt. Das ist zügig und funktioniert nur, weil ein hervorragendes Team daran arbeitet. Der Druck ist hoch, weil wir mit engen finanziellen Mitteln und
ambitionierten Zeitvorgaben arbeiten müssen. Es ist anstrengend und herausfordernd, aber sicher keine Krise.

Kürzlich wurde die Zeit im Bild neu besetzt. Gab es, wie behauptet, Ungereimtheiten, Uneinigkeiten?
Es ist offenbar für Beobachter ungewohnt, dass es einen Diskurs ohne Streit in diesem Haus gibt.

Sie haben das also gemeinsam mit General Wrabetz entschieden? In wessen Zuständigkeitsbereich fällt das?
Es ist meine Zuständigkeit und die vom Chefredakteur. Wir haben das Casting veranstaltet, haben diskutiert, was die bestmögliche und professionellste Variante ist, und nachdem ich einen kooperativen Stil habe, habe ich das natürlich auch mit dem Generaldirektor besprochen und diskutiert. Aber offenbar ist es in diesem Land ungewohnt, dass etwas so zügig und ohne Wellen passiert. Ergo müssen Wellen erfunden werden.

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