"Ich war wirklich eine Arbeitsameise“
Um Liebe, Verrat und familiäre Machtkämpfe dreht sich der historische ZDF-Fernsehfilm "Die Holzbaronin" (Dienstag, 26. Februar, 20.15 Uhr). Erzählt wird die Lebensgeschichte von Elly Seitz - einer starken Frau, deren Schicksal eng mit den dramatischen Ereignissen in vier Jahrzehnten deutscher Geschichte verbunden ist: zwei Weltkriege, Inflation und Wirtschaftswunder.
Neben Christine Neubauer in der Titelrolle und Henriette Confurius, die die Hauptfigur in Rückblenden darstellt, sind Nicole Heesters, Michael Mendl und Simon Schwarz zu sehen. Marcus O. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot") inszenierte im Schwarzwald diese dreistündige Familiensaga. Ein ORF-Sendetermin ist noch nicht bekannt.
Quotengarant Neubauer
Nun will Neubauer (50) ihren Job ruhiger angehen und neue, anspruchsvollere Rollen ausprobieren. 2011 gönnte sich die Münchnerin zum ersten Mal in ihrer Karriere eine längere Auszeit, in der sie auch rund 15 Kilogramm abgenommen hat.
Im Folgenden ein Gespräch mit Christine Neubauer über ihre Auszeit, ihr neues Körpergefühl und den Traum, einmal mit Pedro Almodóvar zu drehen.
Wissen Sie eigentlich immer genau was Sie wollen?
Christine Neubauer: Ich weiß ab einem gewissen Punkt schon was ich will, auch wenn es manchmal länger dauert, das herauszufinden. Aber dann bereue ich die Schritte auch nicht und will nicht mehr zurück, sondern gehe ganz klar meinen Weg. Ich muss eher lernen „Nein“ zu sagen, zu dem was ich nicht will, und das anderen auch klipp und klar sagen.
Ja, ich habe dazugelernt „Nein“ zu sagen, und bin auch ganz stolz, dass ich es wirklich durchgezogen habe. Ich hoffe, das bleibt so. Dieses Kapitel in meinem Buch ("Das Leben ist JoJo", erschienen bei Rütten&Loening, Anm.) lese ich auch selbst immer wieder und rufe es mir ins Gedächtnis zurück. Oft sage ich mir auch, dass ich das Kapitel mal wieder lesen muss, um auch weiterhin ab und zu mal „Nein“ zu sagen.
Sie passen heute besser auf sich auf?
Ja, das muss man sich Wert sein. Es ist natürlich auch etwas, das mit einem gewissen Alter kommt. Obwohl mein Beruf meine Leidenschaft ist, will ich trotzdem häufiger Pausen einlegen und mehr Freizeit für private Dinge haben.
Durch die Freude an meiner Arbeit und der Tatsache, dass dieser Beruf auch meine Berufung ist, ich auch nicht gezwungen werde irgendeiner Arbeit nach zu gehen, die ich nicht mag, war es auch immer eine schöne Zeit. Das, was man liebt, macht man ja auch viel leichter, insofern ist es mir leicht gefallen.
Mussten Sie sich in Ihrer Karriere immer alles hart erarbeiten oder waren Sie eher ein Glückskind, dem alles leicht zu fiel?
Nein, ich war wirklich eine Arbeitsameise, die sich mit den ganzen Brocken auf ihren Schultern ihren Weg durchs Erdreich gegraben hat. (lacht) Ich habe alles von der Pieke auf gelernt, war in der Schauspielschule, kam ans Theater und hatte erst kleine Rollen. Aber ich hatte das Glück, dass der richtige Regisseur mich sehr früh in meinem Leben gesehen hat.
Sie sind eine sogenannte Quotengarantin. Lastet dadurch nicht auch ein ungeheurer Druck auf einem, weil man weiß was von einem erwartet wird?
Mittlerweile ja, weil man natürlich weiß, dass die Sender alles an diesen Quoten messen. Insofern ist man als Aushängeschild eines Films davon schon sehr betroffen, und hat Magenschmerzen und bibbert, bis die Quote kommt, wenn ein Film gelaufen ist. Unabhängig davon, dass der Film an sich trotzdem gut war, und hoffentlich auch dem Publikum gefallen hat, was eine hohe Quote natürlich auch nochmal bestätigt.
Machen Sie eigentlich nur Dinge hinter denen Sie auch stehen?
Ja, ich stehe hinter allem was ich mache zu tausend Prozent, sonst würde ich es nicht machen.
Sie sind mittlerweile in der komfortablen Lage, sich aussuchen zu können, was Sie machen wollen.
Ja, ich bin wirklich in der glücklichen Situation, dass ich nicht mehr alles machen muss, und schon sehr viel Erfolg hatte in meinem beruflichen Leben. Ich bin sehr gut abgesichert, so dass im Moment auch kein wirtschaftlicher Zwang dahinter steht. Insofern kann ich hinter den Dingen, die ich mache, auch wirklich stehen, weil ich sie mir selbst ausgesucht habe.
In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie gerne mit dem spanischen Starregisseur Pedro Almodovar arbeiten würden. Haben Sie schon Kontakt zu ihm aufgenommen?
Nein, nachdem ich im letzten Jahr wieder sehr viel gearbeitet habe, war das ein Schritt, zu dem mir tatsächlich die Zeit gefehlt hat. Das ist ein Wunsch, für den ich einen gewissen Ruck brauche, um ihn dann auch wirklich umzusetzen.
Man kann sich Sie in Almodovars Filmen auch sehr gut vorstellen.
Ja, das finde ich auch. (lacht)
Das ist ein ganz alter mit dem Antonio Banderas bekannt geworden ist, der auf Deutsch „Fessle mich“ heißt. Aber „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ war auch gut. Ich bin vom Typ her eine Frauenfigur, wie sie sehr oft in seinen Filmen vorkommt. Irgendwo anzusiedeln zwischen Carmen Maura und Penelope Cruz.
Optisch doch irgendwo mehr Penelope Cruz.
Mittlerweile ja. (lacht)
In der "Holzbaronin" kann man ja eindrucksvoll sehen, wie Sie Ihren Look inzwischen perfektioniert haben.
Das war auch gut und wichtig. „Die Holzbaronin“ war das erste, was ich nach der großen Gewichtsabnahme gedreht habe, und es war perfekt für diese Frauenfigur in der Zeit. Hätte ich nicht schon abgenommen gehabt, dann hätte ich es mir zur Vorbereitung für diesen Film selber auferlegt. Vermutlich hätte ich es zwar nie so geschafft, aber durch das Weight Watchers Programm und mein Sport-Programm während der neunmonatigen Auszeit, konnte ich mich darauf voll konzentrieren, was natürlich hervorragend war für den Film.
Macht das ständige Catering bei der Arbeit es sonst schwerer abzunehmen?
Genau so ist es, und während meiner Auszeit hatte ich endlich mal die Zeit auch meinen Sport zu machen und mich auf gesunde Ernährung zu konzentrieren, was während der vielen Dreharbeiten so gar nicht möglich gewesen wäre.
Sie sind für viele Frauen ein Vorbild. Hat man da auch eine gewisse Verantwortung?
Ich habe natürlich eine Verantwortung und bin schon immer mit meiner Figur ein Vorbild für viele gewesen, auch schon mit der Vollweibfigur. Dass man zu seinen weiblichen Formen stehen sollte, habe ich aber nie als Freibrief zum Ausufern verstanden. Inzwischen bin ich ein Vorbild für eine gewisse Sportlichkeit und eine gesunde Ernährung. Heute würde ich meinem Körper diese Gewichtsschwankungen auch nicht mehr zumuten wollen, darum will ich auch nicht mehr zunehmen. Ich habe es immerhin seit mittlerweile einem Jahr und vier Monaten geschafft mein Gewicht zu halten, und darauf bin ich schon ein bisschen stolz.“ (lacht)
Interview: Claudia Böhm
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