Ulmen: Das schamlose Multitalent

Brachialblödler, Fernsehmacher, „Tatort“-Ermittler: Der Ex-MTV-Star erfindet sich ständig neu. Jetzt produziert Ulmen eine multimediale Serie für Arte. (Sa, 23.45 Uhr).

Lebensinhalt? Was is’n das?“ Herr Lehmann alias Christian Ulmen philosophiert bei Schweinsbraten und Bier über Grundfragen der menschlichen Existenz. Eine Schlüsselszene in Leander Haußmanns Kinoverfilmung von Sven Regeners Kultroman „Herr Lehmann“.

Ulmens erster großer Kinoauftritt gelang, als hätte man den „Herrn Lehmann“ gerade für ihn erfunden. Er bekam für seine Darstellung den Bayrischen Filmpreis und wurde von der Presse überschwänglich für seine reife Leistung gelobt. Ulmen, der preisgekrönte Schauspieler: Eine der vielen Rollen des 37-jährigen Rheinländers, der seine von ständigen Metamorphosen geprägte Karriere als Brachial-Komiker bei MTV begann: Der frühe Ulmen rülpste, verkleidete sich als Huhn und belästigte Autofahrer. Sein Theologiestudium blieb ein Projekt.

Nachdem er sich 1999 mit den Programmdirektoren von MTV verkracht hatte, ging er vorübergehend unter die Printjournalisten und arbeitete erstmals als Produzent: Die Show mit Harald Schmidt für SAT.1 wurde jedoch nie ausgestrahlt. Kurz darauf kehrte Ulmen als Produzent von „Unter Ulmen“ zu MTV zurück.

Mit seiner Produktionsfirma Ulmen Television sorgt er gerne für programmierte Eklats. Zuletzt mit der Satiresendung „Who wants to fuck my girlfriend?“. Ulmen tritt darin als Uwe Wöllner, bekannt aus der vom Feuilleton gelobten Serie „Mein neuer Freund“ auf. Inhalt: Zwei Männer präsentieren ihre Freundinnen und wetten, dass ihre Geliebte „die geilste“ sei – und alle Männer dieser Welt mit ihr schlafen wollten. Zu sehen auf Ulmens Website Ulmen.tv und auf Tele 5 (Donnerstag, 23.10 Uhr) Ob die Sendung als Satire funktioniert, ist umstritten.

Doch Ulmen hält sich mit negativer Kritik ohnehin nicht auf und arbeitet bereits an neuen Projekten: Ende des Jahres ermittelt er als neuer „Tatort“-Kommissar an der Seite von Nora Tschirner in Weimar in Thüringen. Und für Arte hat er jetzt die crossmediale Serie "About: Kate" produziert.

"About: Kate": Die Psyche im digitalen Zeitalter

Kate Harff landet in einer Berliner Nervenklinik, und damit beginnt ihre und simultan die Suche der Zuseher nach sich selbst.

Ulmen: Das schamlose Multitalent
Zur ARTE-Sendung About: Kate 1: In der ersten Therapiesitzung begegnet Kate (Natalia Belitski) ihrer Psychologin Dr. Luise Desmarin (Therese Affolter) © Ulmen Television Foto: ARTE Honorarfreie Verwendung nur im Zusammenhang mit genannter Sendung und bei folgender Nennung "Bild: Sendeanstalt/Copyright". Andere Verwendungen nur nach vorheriger Absprache: ARTE-Bildredaktion, Silke Wölk Tel.: +33 3 881 422 25, E-Mail: bildredaktion@arte.tv
„About: Kate“ heißt die 14-teilige TV-Serie, die Arte ab Samstag (23.45 Uhr) im Fernsehen zeigt. Mithilfe von verschiedenen Social-Media-Netzwerken, einer Website und einer App für mobile Geräte werden die Grenzen zwischen Realität und Virtualität, zwischen Zuschauern, Akteuren und Produzenten geschickt verwischt. Der Zuschauer kann so zum Mitpatienten und Mitgestalter der Serie werden.

Zum Inhalt: Kate Harff hat ihre erste Therapiesitzung hinter sich. Sie steht auf dem Gang einer Berliner Nervenklinik und tanzt zu „Once in a Lifetime“ von den Talking Heads. Sie hat eine Sinnkrise, weiß mit Ende 20 selber nicht mehr so genau, wer sie ist. Ihr Studium hat sie abgebrochen. Sie verbringt zu viel Zeit auf Partys und Facebook, kann sich sozialen Netzwerken nicht entziehen und fühlt sich gleichzeitig von ihnen überfordert. Ein typischer Twenty-Something. Vor lauter Input gerät sie in eine Identitätskrise und weist sich in eine Anstalt ein.

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