Arte ehrt Arno Schmidt mit einem Porträt

Arno Schmidt: widerborstig, rebellisch und konsequent.
Der Literatur-Rebell Arno Schmidt wäre am Freitag 100. Arte zeigt am Mittwoch ein Porträt des Literaten.

Kaum ein Werk ist so sagenumwoben und so wenig gelesen (– die Rede ist nicht von Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“): Arno Schmidts 1970 erschienenes Monumentalwerk „Zettel’s Traum“ erzählt auf 1300 DIN-A3-Seiten anhand von 200 Haupt- und Nebenfiguren von einem einzigen Sommertag. Ein in drei Spalten gesetzter Mammutroman voller Assoziationen, Zitate und Anspielungen aus der deutschen, englischen und französischen Literatur, der besonders das Werk von Edgar Allan Poe sowie die Psychoanalyse von Sigmund Freud behandelt – und seinem Verfasser Kultstatus, aber auch den Ruf des Sonderlings einbrachte.

Arno Schmidt wäre am Freitag hundert Jahre alt geworden. Er zählt zu den faszinierendsten Figuren der jüngeren deutschen Literaturgeschichte. Der radikale Einzelgänger und Nonkonformist konfrontierte wie kaum ein anderer die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit unbequemen Wahrheiten. Aus Anlass seines Geburtstages zeigt Arte am Mittwoch um 22.35 Uhr ein Porträt des Literaten, das mit umfangreichem Archivmaterial, zahlreichen Zitaten und Äußerungen prominenter Zeitgenossen einen Einblick in Arno Schmidts Leben und Werk bietet.

Nobelpreis

Der Hamburger Millionär und Literaturprofessor Jan Philipp Reemtsma sagt in dem Film über Schmidt: „Ich habe einen so beeindruckenden Menschen nie wieder in meinem Leben erlebt.“ Reemtsma ist Vorsitzender der Arno Schmidt Stiftung. 1977 stellte er dem aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammenden Autor 350.000 Mark zur Verfügung – ein Betrag, der sich an der Dotierung des Nobelpreises orientierte. Mit seiner Ehefrau Alice ließ sich der in Hamburg geborene Literat Ende 1958 in Bargfeld nieder. Ausgehend von dem kleinen, entlegenen Dorf in der Lüneburger Heide, das er nur selten und ungern verließ, erschuf Arno Schmidt ein in der jüngeren deutschen Literaturgeschichte einzigartiges Werk. Als Pionier der Sprache, widerborstig, rebellisch und konsequent bis zur Besessenheit ordnete er sämtliche Lebensbereiche seinem Schaffen unter. Schmidt blieb aber auch zeitlebens auf Distanz zum literarischen Betrieb.

Zu Wort kommen in „Arno Schmidt – Mein Herz gehört dem Kopf'“ neben Schmidts ehemaliger Haushälterin Erika Knop und seinem Förderer Reemtsma auch die französische Autorin Marie Darrieussecq („Schweinerei“) und der Schriftsteller Uwe Timm, der sich in seiner Novelle „Freitisch“ mit Arno Schmidt auseinandersetzte.

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