Apokalypse im Schneckentempo
Wer Horrorfilme mag, kennt sich mit Zombies aus. Aber wer mag schon Horrorfilme? Die US-Serie "The Walking Dead" schickt sich in ihren mittlerweile sechs Staffeln an, alle Vorurteile gegen das Genre in Grund und Boden zu stampfen. Beziehungsweise: Den Zombies zum Fraß vorzuwerfen. Die Sender fahren damit Topquoten ein. Und wo die Schauspieler zu ihren Fan-Events auftauchen, stehen kreischende Teenies neben andächtigen Erwachsenen – sie warten einmütig auf Selfies und Autogramme.
Videothek-Regeln
Was ist da los? Zunächst einmal die überlieferten Zombieregeln: Wer stirbt oder gebissen wird, verwandelt sich in einen Untoten. Und der kann grunzen, schlurfen und gnadenlos alles Lebende verschlingen. Dagegen hilft nur ein Stich oder ein Schuss ins Gehirn. Sehr gefährlich wird es, wenn es hunderte oder tausende modernde "Walker" in die eigene Richtung wanken. Bei "The Walking Dead" gerät dieses kindische Regelwerk aus den hinteren Regalreihen alter Videotheken zu einer unerwartet genialen dramaturgischen Klammer: Was passiert mit Menschen, wenn sämtliche Infrastruktur ausfällt und potenziell hinter jeder Ecke ein Angriff lauert? In "The Walking Dead" wird diese Apokalypse im Schneckentempo Staffel für Staffel in nahezu sadistischer Ausführlichkeit beantwortet. Und man bekommt davon nicht genug.
Den Machern ist der von Staffel zu Staffel steigende Erfolg selbst ein bisschen unheimlich. "Wir haben ein Publikum von 12 bis 80. Das ist ziemlich ungewöhnlich für eine Genre-Serie, in der in jeder Folge Köpfe abgehackt werden", resümiert Regisseur und Co-Produzent Greg Nicotero in Madrid im Gespräch mitJournalisten. Der 52-jährige langhaarige Zombie-Fan, der als junger Mann beim Kult-Horrorregisseur George Romero anheuerte, ist sichtlich aufgekratzt.
Walkers überall
Derzeit befinden wir uns mit den Protagonisten in der zweiten Hälfte der Staffel sechs. Jeden Sonntag läuft eine neue Folge in den USA - im deutschsprachigen Sprachraum bringt sie der Pay-TV-Sender Fox (z.B. via Sky empfangbar) weniger als 24 Stunden später als Erstausstrahlung. Der Hype gibt dem Sender derzeit Recht: Keine Serie zieht bei Fox derzeit mehr Publikum an. Bis zu 430.000 sind von Folge zu Folge in Deutschland dran, für die kleine Seherschaft des Nischensenders eine Sensation. Und das Beste ist: Bei den Sehern scheint das Zombievirus ansteckend zu sein.
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