Andreas Gabalier: Der Steirer, der die Bühnen erobert

"Griaß eich!": Andreas Gabalier begrüßt heute um 20.15 Uhr zur großen Volksrock'n'roll-Show.
Der Sänger ist der wichtigste österreichische TV-Exportschlager. Er könnte der Retter der kriselnden Samstagabend-Shows werden.

Am Anfang des Sommerlochs stand Andreas Gabalier: Mit seiner absichtlich falsch vorgetragenen Hymne beim Formel 1 Grand Prix im Juni in Spielberg trat der Mann in der Lederhose wie beiläufig eine Debatte über den Status Quo des Geschlechterverhältnisses los, die sich gewaschen hatte. Binnen-I und Töchter in der Hymne waren im Luftraum des Stammtisches plötzlich schlechter angeschrieben als grenznahe Atomkraftwerke. Gabalier bewies Medien und Politik eindrucksvoll seine öffentliche Schwungmasse.

Geschmack konnte man dem Sänger damit nicht nachsagen. Eher schon: Den Geschmack der Massen zu bedienen. Die dürsten offenbar gerade nach einer großen Portion guter, alter Zeit. Und Gabalier liefert. Dass er dabei die Frauenbewegung zurück an den Herd schickt: Kein Problem für die "Madln", die ihm zujubeln.

Dass er sich ästhetisch mit fragwürdigen Einsprengseln verstolpert? Man werde doch noch Patriot sein dürfen! Die deutsche taz bezeichnete ihn dafür jüngst als "nationalsexuell". Was in solchen Betrachtungen selten fehlt: Der Verweis auf auf das Albumcover seiner CD "Volks-Rock’n’Roller". Manche Medien und Gabalier-Kritiker orten in der Körperhaltung der darauf abgebildeten Silhouette des Musikers gar die Umrisse eines Hakenkreuzes. Für Gabalier eine empörende "Rufschädigung". Angesichts seiner Popularität möchte man ihm da auch lieber vertrauen.

Einerlei: Es wäre zu kurz gegriffen, den Steirer nur als populistischen Vulgärkünstler aus der Provinz abzutun, denn der Mann mit der Fünfziger-Jahre-Rock’n’ Roll-Frisur ist nichts weniger als der wichtigste Fernseh-Export Österreichs.

Den Durchbruch in Deutschland hatte er mit der erfolgreichen wie innovativen Vox-Sendung "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert". Gabalier zeigte sich dabei auf Augenhöhe mit Branchengrößen wie Sarah Connor und Xavier Naidoo. Danach tourte er in Deutschland durch ausverkaufte Hallen.

Nächster Coup: "Die Volks-Rock’n’Roll-Show"

Jetzt folgt der nächste Fernsehcoup, diesmal in gleich drei Ländern: Für ARD, SRF und ORF bestreitet er heute um 20.15 Uhr "Gabalier – Die Volks-Rock’n’Roll-Show". Eine "Premiere", wie die Sender mitteilten. Soll heißen: Fortsetzung nicht ausgeschlossen. Fünf Jahre nach seinem Debütalbum ist Gabalier damit auf dem Zenit seines Misch-Genres aus Schlager, Volksmusik und Rock’n’Roll angekommen und betritt den heiligen Ort aller Unterhaltungsstars, die große Samstagabendshow.

Der Alpen-Elvis hat sich damit zum heißen Kandidaten für die Rettung einer Sendezone etabliert, die am Boden liegt: "Wetten, dass ..?" – eingestellt. "Musikantenstadl" – Quotenverluste, Einstellungsgerüchte. Ein zeitgemäßes Rezept für einen richtigen Knaller könnten alle drei Sender gebrauchen. Gabalier ist das durchaus zuzutrauen.

Besser als Conchita Wurst, die sich mit dem Song Contest zu einer europaweiten Lichtgestalt einer aufgeklärten Gesellschaft aufschwingen konnte, taugt Gabalier nachhaltig für breite Massen. Sein Image ist ein Produkt aus wiedergekehrter Vergangenheit (Lederhose, Rock’n’Roll-Nostalgie) und Jetztzeit: Turnschuhe, kecke Brille, Facebookseite.

Mit der Show beweist der Sänger einmal mehr, dass er die Bestandteile seines Images fest im Griff hat und damit die goldene Regel im Schlagergeschäft verinnerlicht hat: Sei, wen dein Publikum kennt und liebt – Heinos Sonnenbrillen könnten ein eigenes Lied davon singen.

Fotos der Show

Andreas Gabalier: Der Steirer, der die Bühnen erobert

Andreas Gabalier
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Andreas Gabalier: Der Steirer, der die Bühnen erobert

Andreas Gabalier

"Aus den Sesseln hauen"

Folgerichtig wird sich auch seine Show an den großen Vorbildern im deutschsprachigen Unterhaltungsgeschäft orientieren und ein bisschen gute alte Zeit atmen: In Einspielfilmen führt er etwa in seine Heimat Steiermark sowie zu "den Wurzeln des Rock’n’Roll" in die USA. Passend dazu trifft er sein Idol Jerry Lee Lewis (Vergangenheit!) und Gegenwartskünstler James Blunt.

"Das Publikum wird es aus ihren Sesseln hauen", kündigt der Sänger schon im Vorfeld an. Bisher hatte er damit immer recht.

Was könnte aus dem begnadeten Entertainer noch werden? Der gedankliche Weg zu Peter Alexander, dem letzten großen Heile-Welt-Export aus der Alpenrepublik, ist nicht mehr weit. Allerdings hatte sich der gütige Superstar penibel aus politischen Debatten ferngehalten. Und ästhetisch eine heile Welt gepflegt, die mit der unmittelbar hinter ihm liegenden Vergangenheit nichts zu tun haben wollte. Gabalier bedient sich lieber mit beiden Händen an der Geschichte – so sieht ein Star der Gegenwart aus. Griaß eich!

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