Altes Geld: Stinkt nicht
Der alte Mann will nicht sterben. Und David Schalko schultert eine schwere Last. Nach dem Satirehit "Braunschlag" warteten Welt und Kritiker auf einen Nachfolger. Es wurde: "Altes Geld". Alles andere als eine Komödie. Udo Kier spielt den superreichen Fiesling Rolf Rauchensteiner, den der eigene Lebenswandel einholt. Zu viel Sex, zu viele Arten von Hepatitis: Eine neue Leber muss her.
Wo "Braunschlag" seine Tableaus in der lustigen Provinz produzierte, spielt "Altes Geld" in der surrealen Kulisse einer schwerreichen Familie, die vor lauter Geld und Hass nicht mehr weiß, wie sie mit sich und der Welt umgehen soll. Die Schauplätze sind obszön opulent: Eine Villa, die einem Schloss gleicht, dient samt Reitstall als Familiensitz des Rauchensteiner-Clans. Der Rest verteilt sich über luxuriöse Penthäuser der Wiener City. Preisklasse: Russische Oberschicht.
Der ORF zeigt die Saga ab morgen, Montag (20.15 Uhr, ORF eins). Starker Tobak für die Primetime, denn zu Lachen gibt es hier wenig. Vielmehr gibt es Inzest, Intrigen, Verschwendung und Suizid als Tagesbeschäftigung zu bestaunen.
Erblondet
Als Star der Show entpuppt sich von Folge eins an Manuel Rubey, der wie viele andere im Cast auch in "Braunschlag" schon mit von der Partie war. Er spielt einen Sohn Rauchensteiners, Jakob. Rubey, mit Robert-Stadlober-Frisur und blond gefärbten Haaren (sowie Augenbrauen), hasst seinen Vater so leidenschaftlich, dass man ihm größte Liebe unterstellen muss.
"Dein Vater stirbt", haucht Drama-Zeremonienmeisterin Sunnyi Melles (Mutter Rauchensteiner) ihrem Sohn zu Beginn ins iPhone. "Meinen Segen hat er", gibt er kalt zurück. Er kommt trotzdem.
Der hier beeindruckend dekadente Nicholas Ofczarek gibt den zweiten missratenen Sprössling, Zeno. "Warum macht ihr keine Kinder?", fragt Melles, diesmal in der Rolle der Stiefmutter: "Sie könnten so werden wie sie", raunt er ihr mit Blick auf seine Ehefrau zu. Um am Ende des Abends bei einer dubiosen Hinterhofpartie ein mittleres Vermögen und sein Luxusgefährt zu verspielen. Aber keine Sorge, da geht noch mehr.
Zudem sucht man ein wenig nach passenden Worten, um das Ungetüm zu erklären. Filmchef Heinrich Mis dichtet dem Regisseur an, die hier komplett fehlende Satire "mit den Mitteln des fiktionalen Realismus" zu überholen. Irgendwie muss man dem Publikum ja erklären, dass es nichts zu Lachen gibt. Fernsehdirektorin Kathrin Zechner ist zu Recht stolz darauf, sich mit der Serie in die Primetime zu wagen. Schalko zeigt sich einmal mehr als akribischer Autor: So viele Figuren muss man erst einmal zu einem sinnvollen Fernsehdrama zusammenwürfeln. Und jeder spielt eine liebevoll gedrechselte Rolle. Regie: David Schalko.
Seine Stärke ist das Buch. Ofczarek lobt "die gut geschriebenen Dialoge", die Genauigkeit Schalkos, die man an seinen Vorlagen erkenne. Ohne Angst, sich mit einem derben Gag auf den Bauch zu legen: "Hedy Lamarr ist eine geile Sau" lautet etwa das Passwort für die dubiose Spielerhöhle, in die sich "Zeno" Ofczarek des Nächtens schleppt.
Fesch
"Warum wünscht du dir meinen Tod?", will Patriarch Rauchensteiner von seinem Sohn Jakob wissen. "Ich wünsche ihn mir nicht", erwidert Rubey. "Ich wünschte nur, es hätte dich nie gegeben." Fescher ausgestattet wird man den gut aussehenden Schauspieler übrigens nie wieder sehen.
Der Patriarch setzt sich irgendwann in einen Oldtimer, den Hitler der Familie persönlich geschenkt hat, um ein wenig von dessen Energie zu tanken. Ein bizarres Bild. Man will davon nicht genug bekommen.
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