"Altes Geld" schrammt ins Ziel

Zwei blaue Augen, nicht nur für Zeno (Ofczarek)
In der vorletzten Folge von "Altes Geld" plumpste der Marktanteil auf ein Drittel. Heute geht es ins Finale. ORF-intern regt sich Unmut.

Zeno hat auch schon einmal besser ausgeschaut. Der Charakter, den Nicholas Ofzcarek in der ORF-Serie "Altes Geld" spielt, laboriert an zwei blauen Augen. David Schalkos Serie hat aber auch sonst ein paar Schrammen abbekommen: Wenn heute die letzte Folge um 20.15 Uhr über ORFeins flimmert, ist der Quotensinkflug endlich letztgültig eingestellt.

Dabei war die anspruchsvolle Serie vielversprechend gestartet: Folge eins sahen am 2. November 757.000 Menschen, der Marktanteil lag bei recht respektablen 31 Prozent. Sechs Folgen später schauten nur mehr 251.000 zu. Der Marktanteil stürzte auf etwa zehn Prozent ab, und das Seherinteresse reduzierte sich damit auf lediglich ein Drittel.

Nach verhaltener Kritik an dem teuren Investment, das von Folge zu Folge mehr in Richtung Flop zu driften drohte, reicht es offenbar auch der Fernsehdirektorin: Kathrin Zechner ließ schon Anfang Dezember in einer Hauptabteilungsleitersitzung wissen, man müsse aufklären, was schief gelaufen ist. Im Jänner erwarte sie einen Bericht, woran es hakte.

An der Bewerbung für die Sendung wohl nicht, munkelt man intern. Auch der Sendeplatz – Montagabend, Primetime – ist hervorragend. Die "Vorstadtweiber" sahen dort im Schnitt 856.000. Die Marktanteile pendelten um 28 Prozent.

Fern von Gut und Böse

Im Gegensatz hierzu oder auch Schalkos Hit "Braunschlag" sei der Rauchensteiner-Stoff viel zu spitz gewesen. Cliffhanger hätten bei dem ambitionierten Fernsehprojekt gefehlt und so nicht zum Weiterschauen animiert. Und außerdem: Das Setting im stinkreichen Rauchensteiner-Clan fern vom moralischen Gut und Böse der Durchschnittsbevölkerung habe zu wenig emotionale Anknüpfungspunkte geliefert. Wenn etwas nicht funktioniert, wissen immer alle, warum. Wie ein Hit entsteht, ist halt keine Wissenschaft, räumen faire Kritiker dazu aber auch ein.

Zechner äußerte sich gegenüber dem KURIER jedenfalls positiv: "Unser Ziel, mit einer harten und durchgehend und sehr modern erzählten Serie am Hauptabend das Publikum herauszufordern, haben wir erreicht." Das Feuilleton sei begeistert. Die Serie spiegle Erfahrungen von Serien wie "Breaking Bad" wider: "Ein Spagat zwischen hoher Reputation in Branchen – und Kritikerkreisen und breiter Akzeptanz durch das Publikum."

Schalko selbst verweist darauf, dass sein Vorgängerhit "Braunschlag" weitaus "erdiger und breiter aufgestellt" gewesen, wie er in TV-Media erklärte. Aufmerksamkeit und Anerkennung sei bei "Altes Geld" im Ausland dafür weitaus höher ausgefallen als bei "Braunschlag". "Altes Geld" sei eine fiktionale Serie, die einen neuen Weg gegangen sei, was mit Risiken verbunden sei. "Also ein klassischer öffentlich-rechtlicher Inhalt".

In der achten und letzten Folge findet Patriarch Rauchensteiner (Udo Kier) so etwas wie das Glück. Sogar eine Hochzeit steht ins Haus. Ein bizarres Happy End ist zu erwarten.

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