Arbeitsmarkt: Wer von der Konjunktur profitiert, und wer nicht

Arbeitsmarkt: Wer von der Konjunktur profitiert, und wer nicht
Analyse: April-Arbeitslosigkeit um 6 Prozent gesunken. Ältere, Ausländer und Menschen mit Behinderung profitieren nicht.

Der heimische Wirtschaftsmotor brummt. Ende April waren inklusive Schulungsteilnehmer 361.202 Menschen beim AMS vorgemerkt, um  6,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Beachtlich ist die Zahl von mehr als 80.000 offenen Stellen, so viel wie überhaupt noch nie. Unternehmen tun sich immer schwerer, diese Stellen auch zu besetzen,obwohl die Zahl der Arbeitslosen für Österreich noch immer sehr hoch ist. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass nicht alle Gruppen am Arbeitsmarkt von der guten Konjunktur profitieren. Die größten Gewinner sind:

- Jüngere: Wenn Betriebe nach Fachkräfte suchen, zielen sie vor allem auf die Zielgruppe der 15- bis 24-Jährigen ab. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in dieser Gruppe ging im April gleich um 8,2 Prozent zurück. Es ist somit die mit Abstand meist nachgefragte Zielgruppe am Arbeitsmarkt und zugleich schrumpft die Grundgesamtheit aus demografischen Gründen.

- Männer: Frühlingsbelebung am Bau und anhaltendes Konjunkturhoch in der Industrie kommt den Männern mehr zugute  als den Frauen, die überwiegend im Dienstleistungssektor tätig sind. Die Arbeitslosenquote bei Frauen ist daher etwas höher als bei den Männern.

- Personen mit Lehrabschluss: In dieser Gruppe sinkt die Arbeitslosigkeit am stärksten. Ende April inkl. Schulungen um 8,2 Prozent auf 101.000. Konjunkturzyklen schlagen sich bei Arbeitskräften mit geringer Qualifikation am deutlichsten  nieder, geht aus einer Analyse des AMS hervor. Sie profitieren bei einer Hochkonjunktur am meisten. Fast die Hälfte der beim AMS gemeldeten offenen Stellen erfordern maximal Lehrabschluss. Allerdings verlieren im Abschwung Personen mit schlechteren Qualfikationen auch am schnellsten ihre Arbeitsplätze.

Gruppen, die kaum oder gar nicht von der guten Konjunktur profitieren sind:

- Ältere: Bei den über 50-Jährigen Arbeitslosen ist die Arbeitslosigkeit netto um 0,6 Prozent auf 97.000 angestiegen. Inklusive der Schulungsteilnehmer waren mehr als 103.000 Ältere beim AMS vorgemerkt, das ist fast jeder dritte Arbeitslose. Trotz akuten Fachkräftemangels sind Unternehmen nach wie vor zurückhaltend bei der Einstellung von älteren Jobsuchenden.

- Ausländer: Während bei den Inländern die Arbeitslosigkeit um 6,7 Prozent oder 14.231 auf 199.699 Personen zurückging, stieg sie bei den ausländischen Arbeitkräften um 1,7 Prozent auf 96.700 an. Inklusive Schulungsteilnehmer suchten 123.000 einen Job, um 3,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. In der Statistik finden sich auch neu zum AMS kommende Asylberechtigte, die noch in Schulungen sind oder gerade erst von der Statisitk erfasst wurden.

- Menschen mit Behinderungen: Sie profitieren derzeit gar nicht vom Aufschwung. Während die allgemeine Arbeitslosigkeit sinkt, steigt sie unter Menschen mit Behinderungen schon seit Beginn des Jahres 2019 wieder. Ende April waren - ohne Schulungen - 12.000 Menschen mit Behinderung (+1,8 Prozent) und 62.000 (+0,6 Prozent) mit gesundheitlichen Einschränkungen vorgemerkt. Der Östereichische Behindertenrat fordert ob der Zahlen den Ausbau des inklusiven Arbeitsmarktes. Vor allem Jugendlichen werde zu oft schon direkt nach der Schule Arbeitsunfähigkeit attestiert. Damit bleibe den Jugendlichen Unterstützung vom AMS verwehrt. Der Behindertenrat fordert mehr Ausbildungsangebote, die es auch Jugendlichen mit komplexen Unterstützungsbedarf ermöglicht, eine Ausbildung zu absolvieren.

- Akademiker: Auch bei Personen mit akademischer Ausbildung steigt die Arbeitslosigkeit schon seit Monaten - im April um 2,8 Prozent auf 23.814. In der Statistik finden sich vor allem Job-Einsteiger, ältere Akademiker und Asylberechtigte, die zum Teil (noch) über schlechte Deutsch-Kenntnisse verfügen und daher vorgemerkt sind. Ein Grund für den Ansteig ist auch die generelle Höherqualifizierung, sprich, es kommen einfach mehr Akademiker auf den Arbeitsmarkt nach. Die Arbeitslosenquote unter den Akademikern ist mit  3,4 Prozent immer noch sehr niedrig.

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