Wie mehr Gesundheitswissen Jugendliche fit fürs Arbeiten machen soll

Therapieplätze und Ärzte für Jugendliche in psychischer Not sind knapp
Die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich nimmt immer weiter zu. Ein Grund ist auch die mangelnde Gesundheit der Jugendlichen hierzulande

Von Sophie Haller

Ein Jugendlicher will Einzelhandelskaufmann werden. In Zeiten des Fachkräftemangels und fehlendem Personal klingt das nach einer guten Idee. Doch eines hindert den Jugendlichen: Er kann sich aus gesundheitlichen Gründen nicht bücken.

Laut AMS waren im Juni 2024 in Österreich 26.821 Jugendliche arbeitslos. Tausende - insbesondere körperlich, seelisch oder sozial benachteiligte - Jugendliche schaffen es nicht, erfolgreich in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Ein Übergang von Ausbildung in den Beruf ist ihnen aus unterschiedlichen Gründen erschwert oder sogar verwehrt. 

Ein Grund davon ist die mangelnde Gesundheitskompetenz. Wissen über eine gesunde Lebensführung hinsichtlich einer guten Ernährung, ausreichend Sport und einer geringeren Nutzung von Social Media fehlen zu oft, analysiert Andreas Pollak, Geschäftsführer des Vereins für Training, Integration und Weiterbildung (T.I.W.). Für viele Jugendliche gehörten ein Energydrink zum Frühstück und zu viel Fast Food zur täglichen Routine, so Pollak. 

Dass das die Gesundheit nicht unbedingt fördert und in Folge auch negative Auswirkungen auf einen Einstieg in den Arbeitsmarkt hat, ist mittlerweile belegt. Die Erfahrung zeige aber, dass Jugendliche mit vorzeitigen und niederschwelligen Maßnahmen für das Berufsleben fit gemacht werden können.

Hier setzt der T.I.W. an und möchte für dieses Thema sensibilisieren. Der Verein hat im Vorjahr mehr als 3.000 Jugendlichen, etwa durch Untersuchungen, Gesundheitscoachings und Therapien, zu einem Einstieg in den Arbeitsmarkt verholfen.

"Oft liegt es nur an Kleinigkeiten, wie Energy Drinks am Abend oder zu viel Zeit auf Social Media, die zu Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen oder schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen", sagt Pollak.

Arbeitsmarkt auf Gesundheitskompetenz angewiesen

Auch Eva Höltl, Leiterin des Gesundheitszentrums der Erste Bank AG und Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin sieht "immens viele Schnittstellen" zwischen Gesundheit und dem Arbeitsmarkt. "Gesundheitskompetente Menschen treffen gesundheitsfördernde Entscheidungen für ihren Alltag und brauchen weniger Akutbehandlungen", sagt Höltl.

Nationale Präventionsstrategie nach deutschem Vorbild

In Deutschland gibt es bereits ein Präventionsgesetz, das die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung fördert. Nach diesem Vorbild soll nach der Forderung des T.I.W. in Österreich ebenfalls eine nationale Strategie erarbeitet werden. Diese solle klar regeln, welche Stelle welche Präventionsaufgaben übernimmt und wie diese finanziert werden sollen.

Einen weiteren Ansatz neben einem eigenen Präventionsgesetz bietet etwa die Gesundheitsbildung durch Gleichaltrige: "Ein frühzeitiger und niederschwelliger Zutritt in das Gesundheitssystem soll ermöglicht werden, indem Peer Groups (Gleichaltrige) sprachliche Barrieren beseitigen und Jugendlichen Gesundheitswissen enstprechend 'jugendlich' verständlich machen", schlägt etwa Thomas Holzgruber, Patientenombudsmann der Ärztekammer Wien vor.

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