Ende Dezember 2024 waren 426.012 Personen auf Jobsuche, das sind um 27.007 mehr als zum Jahresende 2023 (plus 6,8 Prozent). 352.873 waren zum Jahresausklang arbeitslos, 73.139 Menschen befanden sich in Schulungen des AMS.
Nach Branchen ist die Entwicklung sehr unterschiedlich. Die Industrie weist mit fast 14 Prozent den stärksten Anstieg auf und auch die Arbeitslosigkeit im Handel stieg, trotz des guten Weihnachtsgeschäftes, um rund 10 Prozent, sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf. Anders am Bau. Dort zog die Konjunktur leicht an, wodurch die Arbeitslosigkeit in diesem Sektor um mehr als fünf Prozent sank.
Es gibt noch eine gute Nachricht vom heimischen Arbeitsmarkt. Mit 3.912.000 unselbstständig Beschäftigten gab es zum Jahresende 2024 einen Beschäftigtenrekord. Die Zahl habe seit Beginn des Vorjahres um 11.000 zugelegt. Allerdings ist die Anzahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen leicht auf 80.740 gesunken.
Die hartnäckige Wirtschaftsflaute wird auch 2025 ihre Spuren auf Österreichs Arbeitsmarkt hinterlassen. Die jüngsten Prognosen der Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS gehen 2025 von einem weiteren leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Die nationale Arbeitslosenquote dürfte von 7,0 auf 7,4 Prozent ansteigen. Um die Jobkrise zu bewältigen, ist aktive Arbeitsmarktpolitik gefragt. Allein schon deshalb, weil unter der letzten Regierung mit Arbeitsminister Martin Kocher große Reformen ausblieben.
Folgende Punkte stehen deshalb auf der To-Do-Liste:
Diskutiert wird schon länger über ein degressives Arbeitslosengeld. Die Betroffenen erhalten bei diesem Modell am Anfang mehr – bis zu 80 Prozent des Letztgehalts – und nach gewisser Zeit weniger. Das soll Anreiz für eine raschere Job-Aufnahme schaffen. Dafür spricht, dass Österreich das Arbeitslosengeld tatsächlich sehr lange gewährt, weil die Arbeitslosigkeit dann in die Notstandshilfe übergeht. Dagegen spricht, dass die Arbeitslosen gezwungen werden, irgendeinen Job anzunehmen, unabhängig davon, wie lange sie diesen ausüben.
2) Zuverdienstgrenzen
Eine Reform ist hier wohl nötig, sollte aber mit Bedacht erfolgen. Arbeitslose dürfen bis zur Geringfügigkeitsgrenze (551,10 Euro) dazuverdienen. Eine Kürzung des Zuverdienstes soll Arbeitslose rascher in einen Vollzeitjob bringen. Allerdings können viele Langzeitarbeitslose nicht sofort wieder voll arbeiten, benötigen daher geringfügige Jobs für den Wiedereinstieg.
3) Langzeitarbeitslose
Die Langzeitarbeitslosigkeit ist zuletzt wieder stärker gestiegen als die allgemeine. Mittlerweile sind rund 28 Prozent aller Arbeitslosen länger als ein Jahr auf Jobsuche. Wer dem Arbeitsmarkt länger fernbleibt, dessen Chancen auf eine Reintegration sinken. Für all jene, die aus diversen Gründen am ersten Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben, braucht es auch künftig öffentlich finanzierte Job-Maßnahmen. Viele sinnvolle Job-Projekte klagen über mangelnde Finanzierungssicherheit und fordern einen dauerhaft zweiten Arbeitsmarkt.
4) Fachkräftesicherung
Auch wenn die Zahl der offenen Stellen konjunkturbedingt zurückgeht, der Fachkräftemangel bleibt das zentrale Thema. Vor allem in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheits- und Sozialwesen ist die Zahl der Beschäftigten über 55 besonders hoch. Das erfordert ein Bündel an Maßnahmen angefangen von Aus- und Weiterbildung (siehe Punkt 6), Förderung von altersgerechten Arbeitsplätzen, die Aufwertung zentraler Berufsfelder sowie die gezielte Arbeitsmigration aus Drittstaatenländern (Rot-Weiß-Rot-Karte).
5) AMS-Budget
Aktuell sieht der Budgetplan eine Kürzung des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik um 95 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden Euro vor. Das ist preisbereinigt der tiefste Stand seit 2013, wie das Momentum Institut vor Kurzem berechnete. Für 2026 sollen die Mittel weiter gekürzt werden. Durch die steigende Arbeitslosigkeit werden jedoch mehr Personal und mehr Projekte zur Qualifizierung und Reintegration nötig sein.
6) (Um-)Qualifizierungen
Fast die Hälfte – 46 Prozent – der Arbeitslosen haben maximal Pflichtschulabschluss. Weil es immer weniger Hilfsjobs am Arbeitsmarkt gibt, gilt es, sie verstärkt aus- und weiterzubilden oder umzuschulen. Die Krise und der Transformationsprozess in der Industrie und im Einzelhandel erfordern ein Comeback von längerfristigen Maßnahmen wie Arbeitsstiftungen.
Bei Flüchtlingen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit muss früher mit Vollzeitmaßnahmen zur Jobintegration begonnen werden. Vorbild dafür sind die Jugendkollegs in Wien. Dort erhalten junge Menschen Deutschkurse und Qualifizierungen, die sie fit für den Arbeitsmarkt (Lehre, Job) machen. Damit die Kurse auch wirklich besucht werden, braucht es strenge Sanktionen.
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