Die große Frage: Wer kontrolliert die alle? Das kommt, wie so oft, drauf an, sagt Klaus Grubelnik, Sprecher der Finanzmarktaufsicht FMA. Für die Bezeichnung Fintech gibt es jedenfalls keine einheitliche Definition. „Fintech ist kein regulatorischer Begriff, sondern ein Begriff für einen Unternehmenstyp“, sagt er. „Es handelt sich um junge Unternehmen, die auf Basis der digitalen Technologie eine Finanzdienstleistung anbieten.“ Von dieser hänge es ab, welcher Regulierung das Fintech unterliege.
Nachdem das eine sehr komplizierte Frage sein kann, wurde bei der FMA 2016 die Kontaktstelle Fintech eingerichtet – sie berät zum Finanzmarktrecht. 170 Anfragen gab es bereits. Oft könne die Finanzdienstleistung aber angeboten werden, ohne unter die Regulierung zu fallen, so Grubelnik.
Was die Banken ob der „neuen“ Konkurrenz sagen? Die sehen das Thema betont gelassen – es gibt ja Kooperationsmöglichkeiten. „Die Banken brauchen die Innovationskraft der Fintechs“, sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Verbandes österreichischer Banken und Bankiers. Und Fintechs würden Erfahrung, Sicherheit und Wissen um den regulierten Bankenbereich brauchen.
Die Reihe der Kooperationen ist lang: Die ING etwa kooperiert mit dem Robo Advisor Scalable. In Deutschland arbeitet die Handelsbank mit Cashpresso zusammen, über das Konsumkredite abgewickelt werden, und in Österreich ESG Plus mit dem Erste Asset Management. Mit wem die Banken da kooperieren, werde intensiv abgeklopft – wie bei jeder Zusammenarbeit, betont Resch. Die Banken sind auch kreativ im Umgang mit dem Mitbewerb – kürzlich hat etwa die Schweizer Credit Suisse ihre eigene Smartphonebank ins Leben gerufen.
Sorgen bereiten der Branche Google, Amazon, Facebook und Apple, da deren Kundenstamm ein viel größerer ist. Würden diese Unternehmen auch Kreditkarten und Co. anbieten, wäre das sehr wohl eine Konkurrenz, so Resch. Hier sei aber mittlerweile erkennbar, dass diese Anbieter Kooperationspartner suchen, weil die Regularien in allen Ländern, in denen Amazon und Co. aktiv sind, sehr unterschiedlich und daher kompliziert flächendeckend einzuhalten seien. So geschehen etwa bei Apple Pay, das im Vorjahr mit der Unterstützung etwa der Erste Bank in Österreich an den Start ging.
Einen gewissen Konkurrenzdruck gebe es aber sehr wohl. Das werde möglicherweise die Preisgestaltung der Banken verändern. Ähnlich wie bei Flugtarifen könne sich Resch für die Zukunft vorstellen, dass man bei Banken für das reine Konto nur noch sehr wenig bezahlt, aber für jedes Zusatzservice sehr wohl – ähnlich, wie es N26 ja bereits macht.
Und die Sicherheit? Das Datenschutzthema sei bei Fintechs ein größeres als bei etablierten Unternehmen, weil sie meist schnell wachsen, so Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation VKI. Hinter Datenpannen stecke daher oft keine böse Absicht. Vielen sei auch gar nicht bewusst, inwiefern sie unter die Aufsicht fallen. Datenpannen kann es aber auch bei renommierten Firmen geben, so Lausecker mit Verweis auf die Post.
Lausecker stößt sich an der nicht vorhandenen rechtlichen Definition des Wortes Fintech, für die FMA-Sprecher Grubelnik keine Notwendigkeit sieht – immerhin sei die Aufsicht technologieneutral.
Kommentare