Anarchistischer Drohbrief mit Patrone gegen Manager

Über 14 Jahre hinweg Verkaufspreise für Lkw abgesprochen.
Sicherheitsmaßnahmen um Iveco-Standort in Bozen wurden verschärft.

Nachdem ein Manager der IDV (Iveco Defence Vehicles), ein Tochterunternehmen des Lkw-Herstellers Iveco, in Bozen in Südtirol einen Drohbrief erhalten hatte, sind die Sicherheitsvorkehrungen um den Standort im Bozner Industriegebiet verstärkt worden. Im Briefumschlag, in dem ein Manager aus Turin adressiert wurde, befand sich eine Patrone, dazu ein Bekennerschreiben der Federazione Anarchia Informale (FAI). Weitere Briefe waren an andere Betriebe in Italien verschickt worden.

Der Drohbrief, in dem Iveco beschuldigt wird, Waffen herzustellen, enthielt zudem Solidaritätsbekundungen für Alfredo Cospito, den Anarchisten, der sich bereits seit über 100 Tagen im Hungerstreik befindet. Er will dadurch bessere Haftbedingungen erreichen. Derzeit prüfen die Bozner Ermittler die Aufnahme der Videoüberwachungsanlagen unweit des Iveco-Standortes. Das Kuvert mit dem Drohbrief und der Patrone war nicht gestempelt. Vermutet wird, dass eine Person sie direkt in den Briefkasten der Fabrik geworfen hat.

Die Ermittlungen um die Drohbriefe laufen auf Hochtouren. "Die neuen anarchistischen Drohungen mit Patronen, die an Unternehmen und Manager geschickt wurden, werden von den Ermittlern untersucht. Wir dürfen diese Drohungen nicht unterschätzen, aber wir dürfen die Menschen auch nicht übermäßig beunruhigen", erklärte der italienische Innenminister Matteo Piantedosi.

Justizminister Carlo Nordio schloss aus, dass die Regierung in Rom die strengen Haftbedingungen für Cospito lockert. Sollte dieser Beschluss gefasst werden, könnten Dutzende Mafiosi, die dem strengen Haftsystem unterliegen, wieder aus der Isolierung im Gefängnis entlassen werden. Das könne sich ein im Kampf gegen das organisierte Verbrechen engagierter Staat nicht leisten, erklärte Nordio vor dem Parlament.

Herzinfarktgefahr

Inzwischen verbessert sich der Gesundheitszustand Cospitos, der während seines Hungerstreiks 47 Kilo verloren, aber inzwischen wieder begonnen hat, sich zu ernähren. Seit Montag habe er wieder Joghurt und einige Kekse zu sich genommen, verlautete aus Justizkreisen. Cospito habe auf den Rat einiger Ärzte gehört, die ihm zur Abwendung einer Herzinfarktgefahr dringend geraten hatten, Wasser, Salz und Zucker einzunehmen. "Cospito wird im Mailänder Spital San Paolo untergebracht, wo sein Gesundheitszustand genau überwacht wird", sagte Justizminister Nordio.

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