American Dream verblasst: Kinder zunehmend ärmer als Eltern

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1942 waren 92 Prozent der Kinder wohlhabender als ihre Eltern. Bei den 1980 Geborenen ist es nur noch die Hälfte.

Der Amerikanische Traum der Nachkriegszeit vom steigenden Wohlstand verblasst. Waren in den USA nach dem Krieg noch 92 Prozent der Kinder wohlhabender als ihre Eltern, so sind dies unter den 1980 Geborenen nur mehr 50 Prozent, zeigt eine umfassende US-amerikanische Studie.

Kernpunkte der Studie:

  • 92 Prozent der 1940 geborenen hatten mit 30 mehr Einkommen und einen höheren Lebensstandard als ihre Eltern.
  • Genau genommen waren nur die Sprösslinge der Superreichen (oberste fünf Prozent) damals nicht mehrheitlich in der Lage, ihre Einkommenssituation zu verbessern.
  • 1950 Geborene schafften es zu 79 Prozent, ihr Einkommen im Vergleich zu den Eltern zu verbessern.
  • Unter den 1980 Geborenen, die heute 36 sind, hat es nur mehr die Hälfte geschafft, besser da zu stehen als die eigenen Eltern.
  • Die Mittelschicht hat mehrheitlich einen Abstieg erlebt.

Die Situation verschlechtert sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt

1950 blickte die Mittelklasse großteils einer rosigen Zukunft entgegen: Mindestens zwei Drittel aller Menschen, deren Eltern nicht zu den zehn Prozent der Reichsten gehörten, verbesserten sich. Je ärmer die Eltern, desto höher der Anteil derer, bei denen es bergauf ging. Unter den 1980 geborenen, die heute 36 sind, hat es nur mehr die Hälfte geschafft, besser da zu stehen als die eigenen Eltern.

Und nur im unteren Einkommensdrittel (genauer: in den unteren drei Einkommensdezilen) verzeichnet noch eine Mehrheit Einkommenszuwächse. Die Mittelschicht hat mehrheitlich einen Abstieg erlebt. In den Industriegebieten im mittleren Westen der USA, wo Donald Trump bei der Präsidentschaftwahl besonders gut abschnitt, ist das Verhältnis sogar schlechter: Hier hat die Mehrheit Einkommen verloren.

Ungleichheit schadet mehr als langsames Wachstum

Zwar könnte hohes Wirtschaftswachstum diesen Trend umkehren, dieses ist aber schwer zu erreichen. Es sei auch der weniger entscheidende Faktor, sagt Nathaniel Hendren von der Harvard Universität, einer der Studienautoren, laut New York Times. Die zunehmende Ungleichheit habe dem amerikanischen Traum mehr geschadet als das langsame Wachstum.

Denn die Wirtschaftsleistung pro Kopf ist heute doppelt so hoch wie 1980. Das alleine würde reichen, um allen Amerikanern einen Wohlstandsgewinn zu ermöglichen. In einer Simulation froren die Forscher die Ungleichheit auf dem Niveau von 1970 ein und ließen die Wirtschaft realitätsgemäß wachsen - unter diesen Bedingungen würden 80 Prozent der 1980 geborenen Amerikaner mehr verdienen als ihre Eltern (statt 50 Prozent). Ließ man hingegen die Ungleichheit steigen und setzte Wachstumsraten wie in den alten Zeiten ins Modell ein, dann verdienten nur 62 Prozent besser als ihre Eltern.


Die Studie: "The Fading American Dream: Trends in Absolute Income Mobility Since 1940" by Raj Chetty, David Grusky, Maximilian Hell, Nathaniel Hendren, Robert Manduca and Jimmy Narang

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