Amazon-Managerin: "Es wird mehr gebrauchte und geöffnete Ware gekauft"

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Zwei Drittel der Retourware sei “neuwertig“ oder in einem "sehr guten Zustand". Die Nachfrage nehme in Krisenzeiten zu.

Die hohe Inflation hinterlässt auch bei jenen Bestellungen, die bei Amazon Österreich eingehen, Spuren. Käufer würden jetzt die Preise intensiver vergleichen, mehr Aktionen nutzen und häufiger zu "gebrauchter bzw. geöffneter Ware" greifen, sagt Marlene Schöllhuber von Amazon Österreich bei einer Podiumsdiskussion der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft am Dienstagabend in Wien. Also zu Retour-Ware. "Wir versuchen die Retouren alle wieder zu verkaufen."

Für Retourware hat der US-Versandhändler die Plattform Amazon Warehouse eingerichtet, auf der man vom Autoinnenraum-Reiniger bis zum Staubsauger alles findet, was andere Kunden eben doch nicht haben wollten. „Zwei Drittel der Ware, die über Amazon Warehouse weiterverkauft wird, ist neuwertig oder in sehr gutem Zustand“, betont Schöllhuber. Angeboten würden diese retournierten Artikel dennoch mit teils deutlichen Preisabschlägen. Aktuell verkaufen übrigens rund 2.500 kleinere und mittlere Unternehmen aus Österreich über Amazon, rund 85 Prozent ihrer über die Plattform generierten Umsätze gehen auf die Konten von Kunden im Ausland, sagt Schöllhuber.

Für die Österreichische Post sind die Pakete der Onlineversender jedenfalls ein gutes Geschäft. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren eine Verdoppelung des Paketvolumens gesehen“, sagt Sonja Aboulez, Chefin der Paket-Sparte der Österreichischen Post. Genaue Zahlen wolle sie nicht verraten, „aber Amazon ist unser größter Kunde“.

Auch wenn Amazon sich bei Händlern gern als Tor zum Weltmarkt präsentiert, sieht Schöllhuber bei den Bestellungen auch einen Trend hin zu mehr Regionalität. Viele Konsumenten würden bewusst beim lokalen Händler ums Eck einkaufen – auch online. Was nicht heißt, dass im Handel der Rubel rollt. Im Gegenteil.

Shoppinglaune hält sich in Grenzen

Das zeigen auch die Umsatzschätzungen der Statistiker. Iris Thalbauer von der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO): „Die Leute wollen nicht auf Gastronomie und Erlebnis verzichten, aber im Handel sehen wir ein reales Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr.“ Sprich, das Geld sitzt nicht mehr so locker.

Das Online-Geschäft ist jedenfalls gekommen, um zu bleiben, ist Wolfgang Schwarzbauer vom Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria überzeugt. Die beiden Vertriebskanäle stationär und online würden sich gut ergänzen. Laut den Berechnungen von EcoAustria sind die E-Commerce-Umsätze seit dem Jahr 2016 von 17 auf rund 30 Milliarden Euro gestiegen.

 

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