"Amazon-Effekt" bremst Wachstum bei der Post

Harter Kampf um Privatkunden in der Paketzustellung. Post will 2019 auch Fremdpakete zustellen.

Seit Anfang Oktober stellt der US-Online-Riese Amazon die Pakete im Großraum Wien  mit  eigenen Botendiensten selbst zu. Den Angriff des neuen Konkurrenten, der zugleich auch ein Großkunde ist, wird die Post schon im kommenden Weihnachtsgeschäft und danach spüren. Post-Generaldirektor Georg Pölzl stellt sich bereits auf ein Ende des Paketbooms ein: „Das Wachstum im Paketbereich wird im nächsten Jahr mit Sicherheit   in den einstelligen Bereich gehen, weil wir hier natürlich einen Amazon-Effekt haben werden.“

Neun-Monats-Bilanz

Das Paketgeschäft ist mit  fast 28 Prozent Anteil ein wichtiger Umsatzbringer der Post. In den ersten neun Monaten des  laufenden Geschäftsjahres, also vor dem Start von Amazon, gab es hier noch ein Wachstum von 11,5 Prozent, während das Briefgeschäft (inkl. Werbepost und Filialen) um   2,6 Prozent  schrumpfte. Der Gesamtumsatz blieb mit 1,416 Mrd. Euro stabil, auch der Nettogewinn lag mit 105,3 Mio. Euro auf Vorjahresniveau.

Neues Paketzentrum Um sich gegen den zunehmenden Wettbewerb im Paketgeschäft zu rüsten, wird kräftig investiert. Die bestehenden Sortierkapazitäten sollen so rasch wie möglich erweitert werden. Bereits im Juli erfolgte der Spatenstich für das neue Paketzentrum in Hagenbrunn nördlich von Wien,  in Kalsdorf bei Graz ist ein weiteres Logistikzentrum geplant.

Alles Post?

Um beim Online-Shopping nicht ganz von der Konkurrenz abgehängt zu werden, bietet die Post den Privatkunden ab 2019 auch eine exklusive Zustellung („AllesPost“) an. Wer sich bei AllesPost registriert, erhält alle seine Pakete mit der Post, egal, mit welchem Paketdienst der Versender die Bestellung verschickt hat. Das Paket wird dann zunächst an eine AllesPost-Adresse geliefert und  dann von der Post zugestellt. Das Service soll ab März österreichweit zur Verfügung stehen, die Kosten sind noch unklar.

Dass mit der Zwischenstation das Paket dann länger unterwegs ist, räumt Pölzl ein, verweist aber zugleich auf die vielen Post-Service. So kann der Zeitpunkt der Zustellung festgelegt werden oder eine Post-Empfangsbox genutzt werden. "Da muss der Kunde abwägen, ob ihm eine schnelle Lieferung durch irdenwen oder eine fokussierte Lieferung zu einem vereinbarten Zeitpunkt mit der Post lieber ist."

Filialnetz

Im Filialnetz ist die Post gerade dabei, ihre Vertriebskooperation mit dem bisherigen Bankpartner Bawag zu entflechten. Neuer Finanzdienste-Partner der Post ist künftig die deutsche FinTech Group. Eine Banklizenz gibt es bis dato nicht, laut Pölzl wird es auch noch dauern. Geplant ist, bis Mitte nächsten Jahres mit einer Bank in den Markt zu gehen.

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