"Aktien bleiben auf globaler Ebene interessant"

"Aktien bleiben auf globaler Ebene interessant"
Börse-Experten sehen trotz Pandemie weitere Aufwärtsentwicklung, vor allem bei Tech- und Gesundheitswerten.

Die Wirtschaft ist weltweit in der schlimmsten Krise seit 1945. Aber die Aktienkurse galoppieren teilweise den schlechten Daten davon. Wie passt das zusammen?

„Ich habe ein Verständnisproblem, was da abgeht“, sagt Fritz Strasser, Vorstand der Bank Gutmann. „Mit unserer wirtschaftlichen Prognose lagen wir Ende März völlig richtig, aber die Börsen liegen 15 Prozent darüber.“ Am weitesten vorne seien Techwerte, „da waren auch die Ergebnisse gut“.

Krisengewinner

Klarerweise seien diese Krisengewinner, so Gutmann-Experte Klaus Kumper. Aber auch hier könne man nicht alle über einen Kamm scheren. Einige wenige wie Amazon oder Apple seien die Treiber, viele andere, die nur hohe Umsätze, aber keine Gewinne schreiben, würden jedoch nur im Fahrwasser mitschwimmen.

Und Strasser warnt weiters: In den USA kämen zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus dem Konsum. Dieser werde noch durch milliardenschwere Hilfen – auch an Arbeitslose – gestützt. Werden diese, wie zu erwarten, gekürzt, würde auch die Konsumgüterbranche leiden. In der Industrie erwartet er ohnehin „eine zweite Welle“ an Arbeitslosen. Den größten Jobabbau gab es in den USA bisher im Tourismus.

Glaube an Erholung

„Die Narben sind noch nicht vollständig verheilt“, stellt auch Alexander Lechner von der Erste Asset Management fest. „Das Virus wird uns noch länger beschäftigen.“ Luftfahrt oder Tourismus etwa würden noch länger leiden.

Es gebe eine erhöhte Unsicherheit bei Unternehmen und Konsumenten, was geringere Investitionen bedeute. Dennoch: „Wir glauben an eine Erholung. Aktien bleiben auf globaler Ebene interessant.“

Strasser ist zwar etwas vorsichtiger und hat Aktien untergewichtet. Unsicherheiten und Rückschläge und in der Folge günstigere Einstiegskurse seien zu erwarten, heißt es aus beiden Häusern. Eine zweite Welle jedoch nicht. „Eindämmungsmaßnahmen werden nur noch regional begrenzt sein“, so Lechner.

Tech- und Gesundheitswerte

Sowohl Erste als auch Gutmann favorisieren weiterhin Tech- und Gesundheitswerte und sind bei US-Titeln leicht übergewichtet. Lackner: "Der Gesundheitsbereich hat sich schon in den vergangenen zehn Jahren deutlich besser entwickelt. Dieser Trend hat sich jetzt noch einmal verstärkt."

Kumper wiederum nennt Amazon und Disney sowie aus dem Konsumbereich Campari (expandiert mit Aperol in die USA) und Starbucks („weil weltweit immer mehr Kaffee getrunken wird“).

Bezüglich Anleihen zeigen sich die Experten realistisch. Staatspapiere hätten zwar ihren Platz zur Diversifikation, so Lechner. Angesichts der tiefen Zinsen seien aber keine Renditen zu erwarten. Mehr zu holen gebe es bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen (High Yield). Das Ausfallsrisiko sei aber vor allem in den USA gestiegen.

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