AK-Test: Nachhaltige Kfz- und Sachversicherung noch sehr dünn gesät

AK-Test: Nachhaltige Kfz- und Sachversicherung noch sehr dünn gesät
Wer weniger oder "grüner" fährt, zahlt weniger Kfz-Versicherung: Ansätze wie diese noch wenig verbreitet. Gefordert werden verbindliche Definitionen.

Alle reden von der nötigen Klimawende, aber wie engagiert sind eigentlich die heimischen Versicherungen? Die Arbeiterkammer (AK) ging dieser Frage nach und checkte wie "grün" die Versicherungsprodukte in Österreich sind. Dafür wurden im Herbst 2023 die Angebote von 19 Versicherungen untersucht. Fazit: Nachhaltigkeit kommt zwar vor, aber konkrete Angebote müssen Kundinnen und Kunden schon mit der Lupe suchen. 

„Die Entwicklung nachhaltiger Versicherungsprodukte steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt viele Ansätze von ‚grünen‘ Tarifen, etwa in der Kfz- oder Gebäudeversicherung. Aber Tarife nach ESG-Kriterien, also Environmental, Social, Governance sind noch Mangelware", resümiert AK-Konsumentenschützer Christian Prantner.  Problem sei, dass verbindliche, gesetzliche Definitionen für nachhaltige Versicherungstarife fehlen würden. 

Beim AK-Check fanden sich auch positive Beispiele in Sach- und Lebensversicherung:

In der Kfz-Versicherung: 

"Pay as you drive": Die Prämie richtet sich nach der tatsächlichen Fahrleistung. "Je weniger gefahren wird, desto günstiger wird es", so Prantner. Dies motiviert umweltfreundlicheres Fahrverhalten. Weiters bieten manche Versicherungen Rabatte für Hybrid- und Elektrofahrzeuge.  Die Versicherungsprämien für Hybrid- oder Elektro-Fahrzeuge sind niedriger, um den Absatz dieser umweltfreundlicheren Fahrzeuge zu fördern. 

In der Gebäudeversicherung:

Als Beispiel nennt die AK hier umweltfreundliche Ersatzmaterialien in der Gebäudeversicherung oder den erweiterten Versicherungsschutz für erneuerbare Energien. Pro Jahr gebe es über 3 Millionen Schadensfälle bei der Schadenversicherung, davon 1,3 Millionen im Bereich Kfz-Versicherung, sagt Prantner.  Nach einem Schaden könnte die Wiederherstellung nachhaltig gestaltet werden".  Die Gebäudeversicherung könnte auch Anlagen für erneuerbare Energien wie Solaranlagen oder Wärmepumpen umfassen, was die Nutzung regenerativer Energiequellen fördert. Gebäude, die bestimmte Umwelt-Zertifizierungen erfüllen, könnten Rabatte auf die Sachversicherungsprämie erhalten. Dies motiviere zum umweltfreundlichen Bauen.  

In der Lebensversicherung

In der kapitalbildenden Lebensversicherung werden vor allem fondsgebundene Lebensversicherungen nach ESG.  Es sei bei der fondsgebundenen Lebensversicherung aber nicht ganz klar, welche Kriterien einen Fonds nachhaltig machen, sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der AK-Konsumentenpolitik. Hier gebe es das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte, doch das werde von den Versicherungen viel zu wenig genutzt. „Das wäre ein Modell, das man auf europäischer Ebene umsetzen könnte." 

Zgubic appelliert an die Versicherungen, ihre Tarife nachhaltiger auszurichten. So sollten bei Sachversicherungen alle Aktivitäten rund um nachhaltigen Schadenersatz ausgebaut werden - Stichwort reparieren statt Material aufwendig tauschen.  Den Konsumentinnen und Konsumenten rät sie, aktiv nach nachhaltigen Rabatten nachzufragen. 

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