AK-Anderl: "Warum Milch 50 Prozent teurer wurde, ist nicht nachvollziehbar"

AK-Anderl: "Warum Milch 50 Prozent teurer wurde, ist nicht nachvollziehbar"
Arbeiterkammer-Präsidentin kritisiert Auswüchse der Teuerung. In der Causa Teilzeit sieht sie die Betriebe gefordert.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl kritisiert die jüngsten Preisschübe bei Lebensmitteln. Warum zum Beispiel Milch um 50 Prozent teurer geworden sei, könne sie nicht nachvollziehen, so Anderl in der ORF Pressestunde. "Jetzt soll mir mal einer sagen ob wir weniger Kühe oder weniger Gras für die Kühe haben."

Kritik, dass die von der AK geforderten Maßnahmen nicht viel bringen würden, weist sie zurück. Ein bis zwei Euro bei einem Einkauf gespart sei für Menschen mit wenig Einkommen viel Geld. Bei den Mieten fordert Anderl erneut einen Mietenstopp, hier müsste die Regierung endlich "in die Gänge kommen". "Der Countdown läuft", betonte Anderl. Bei den Richtwertmieten anzusetzen wäre ein erster Schritt. Wenn auf Mieterhöhungen verzichtet werde, gelte dies für alle, auch für die Stadt Wien als größter Vermieter des Landes.

Kammerumlage

Ob nicht auch die Arbeiterkammer selbst die Arbeitnehmer durch eine geringere Kammerumlage entlasten könnte? Die AK habe keine Übergewinne und ihr Betreuungsangebot deutlich ausgebaut, betonte Anderl. Die Entlastung für die Mitglieder erfolge durch die verstärkte Beratung.

NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker kritisierte die Aussage Anderls bezüglich Kammerumlage: „Würde die Arbeiterkammer ihren Beitragssatz von 0,5 Prozent  auf 0,4 Prozent senken, wären die Arbeiter und Angestellten in Österreich auf einen Schlag mit mehr als 100 Millionen Euro entlastet", rechnete Loacker vor. Und die AK hätte noch immer mehr Einnahmen als im Jahr 2016. Stattdessen bunkere die Kammer jährlich 40 Millionen Euro an Überschüssen ein. "Davon haben die Menschen, die nicht wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen, nichts.“

Teilzeit-Debatte

Bezüglich der aktuellen Teilzeit-Debatte nimmt Anderls die  Arbeitgeber in die Pflicht. "Wir sollen nicht so tun als wenn die Frauen das alle freiwillig machen", betonte sie und spielte den Ball an die Wirtschaft. "Die Betriebe lehnen sich zurück". Die zentrale Frage sei: "Wo passiert die Teilzeit, wie schauen dort die Arbeitsplätze aus." Es könne nicht sein, "dass immer alles auf die Arbeitnehmer abgewälzt wird".

Die Überlegungen von Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) zur Abschaffung von Bevorzugungen bei der Teilzeitarbeit seien "indiskutabel". Es gebe Regionen in Österreich, wo Frauen mit Kinder- oder Pflegebetreuung, keine Chance hätten arbeiten zu gehen - außer der Mann würde zuhause bleiben. Sie warf der Regierung vor, nur immer danach zu trachten, wo man bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ansetzen könnte, aber nicht bei den Betrieben.
Bei der Teuerung verwehrte sich Anderl dagegen.

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