Airbus gegen Boeing: Der Luftkampf wird wieder härter
Der Kampf zwischen dem führenden US-Flugzeughersteller Boeing (101 Milliarden Dollar Umsatz) und dem europäischen Platzhirschen Airbus (64 Milliarden Euro Umsatz) eskaliert weiter. Nachdem nun Subventionen für Airbus von der Welthandelsorganisation WTO für illegal erklärt werden, verhängten die USA Strafzölle. Ein Airbus wird damit in Amerika rund zehn Prozent mehr kosten als bisher.
Airbus und Boeing matchen sich seit Jahren beinhart um die lukrativen Aufträge der Airlines. Der Konkurrenzkampf könnte auch für die 346 Toten der Abstürze mit den MAX-Maschinen mitverantwortlich sein.
Denn mit den Modellen A320neo und A321neo haben die Europäer den US-Mitbewerber gewaltig unter Druck gesetzt. Boeing konterte mit der modernisierten 737-Modell-Reihe, kurz MAX genannt.
Sowohl das Modell von Airbus als auch jenes von Boeing sind bei den Airlines stark gefragt. Bis Ende August wurden mehr als 6600 Flieger der A320neo-Reihe geordert und fast 1000 Flieger schon ausgeliefert.
600 Milliarden Dollar
Für die Boeing 737 MAX gingen fast 5000 Bestellungen über etwa 600 Milliarden Dollar in Seattle ein – aber nur 376 Flugzeuge konnten ausgeliefert werden. Und selbst diese stehen derzeit am Boden, denn nach zwei Abstürzen wurden sie mit einem weltweiten Flugverbot belegt. Weitere rund 600 MAX-Flieger stehen derzeit in den USA auf Halde, jeden Monat kommen 42 weitere aus den Boeing-Werken dazu. Einen Engpass gibt es derzeit aufgrund der langen Lieferzeiten aber weltweit noch nicht.
Wird das Flugverbot aufgehoben, will Boeing wieder 60 bis 70 Flieger pro Monat ausliefern. Je nach Ausführung kostet ein Max-Modell zwischen 100 und 120 Millionen Dollar. Ein Airbus 320neo oder 321neo kostet zwischen 110 Millionen und 130 Millionen Dollar. Das sind aber nur die offiziellen Listenpreise. Sollte die Boeing 737 MAX in absehbarer Zeit wieder eine Fluggenehmigung erhalten, wird das große Feilschen beim Preis wieder verschärft.
Boeing steht derzeit aber vor immer massiveren technischen Problemen. Nach den Abstürzen der MAX-Maschinen in Äthiopien und Indonesien nehmen die Hiobsbotschaften kein Ende. Beim Vorgängermodell – der Boeing 737NG – sind nun Bruchstellen bei der Verbindung zwischen Flügeln und Rumpf entdeckt wurden. Mehr als 150 Maschinen müssen deshalb zur Inspektion gerufen werden, wie die US-Luftfahrtbehörde diese Woche einforderte. Das Problem ist, dass das wichtige Verbindungsteil nicht einmal den halben Zyklus an Starts- und Landungen durchhält. Ein Hinweis darauf, dass das Rennen mit Airbus schon seit Längerem auch zu Fehlern bei der Fertigung geführt haben könnte.
Denn die Liste an technischen Vorfällen in den vergangenen Monaten wird immer länger: Jets, die Teile des Flügels bzw. Triebwerks verloren haben, sorgten ebenso für Aufsehen wie ein finaler Test des neuen Großraumfliegers 777X, bei dem eine Tür weggesprengt wurde.
Verräterisches Bild
Auch rund um die Abstürze bei den MAX-Jets tauchen immer weitere Vorwürfe auf. Die Seattle Times veröffentlichte ein Bild, das zeigen soll, dass Boeing sogar technische Einbauten versucht hat, die die beiden Abstürze (mit 346 Toten) vielleicht hätten verhindern können. Ein Angestellter hatte in einer internen Beschwerde sieben Wochen nach dem Ethopian-Crash darüber geklagt, dass er mit Kollegen drei Mal versucht habe, ein Sicherheitssystem einbauen zu lassen. Mit diesem könnte die korrekte Geschwindigkeit auch ohne jenem Sensor bestimmt werden, der vor dem Absturz in Äthiopien vermutlich durch einen Vogelschlag beschädigt wurde.
Damit hätten aber die Piloten nicht so einfach von der Boeing 737 NG auf 737-MAX umsteigen können. Das hätte mehr Schulungen benötigt, diese hätten mehr gekostet – und damit Airbus einen Wettbewerbsvorteil verschafft.
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