Agrarexporte stocken, nur auf Deutschland ist Verlass
Die triste wirtschaftliche Lage macht sich auch in der heimischen Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie bemerkbar. Die Exporte stocken. Bei Agrarprodukten gab es im ersten Halbjahr zwar mengenmäßig ein Plus von 7,2 Prozent, wertmäßig gingen sie aber um 2,3 Prozent auf 8,29 Mrd. Euro zurück.
Gestiegen sind die Importe und zwar um 6,1 Prozent auf 9,2 Mrd. Euro. Das Defizit im Agrar-Außenhandel hat sich damit von 200 auf 900 Mio. Euro mehr als vervierfacht. Der hohe Importanteil erhöhe den Druck auf Produzenten und Hersteller, sagte AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek.
Die Exporte verarbeiteter Lebensmittel stagnierten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres und beliefen sich auf 5,2 Mrd. Euro. "Die Lebensmittelhersteller verlieren an preislicher Wettbewerbsfähigkeit", warnte Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie. Bei den Importen gab es Zuwächse auf 4,5 Mrd. Euro. Die Außenhandelsbilanz der Lebensmittelindustrie bleibt aber positiv
Deutschland wichtigster Exportmarkt
Wichtigster Exportmarkt ist sowohl bei verarbeiteten als auch nicht-verarbeiteten Lebensmittel Deutschland mit einem Anteil von 40 bzw. 37 Prozent.
Im Agrarsektor stiegen die Exporte ins Nachbarland um 1,4 Prozent. In der Lebensmittelindustrie nahmen sie sogar um 4 Prozent zu. Würde man die Ausfuhren ins Nachbarland herausrechnen, ergebe sich ein Minus von 2,2 Prozent, sagte Koßdorff: Auf Deutschland sei trotz der eingetrübten wirtschaftlichen Lage Verlass. In anderen wichtigen Abnehmerländern - Italien, Ungarn, Schweiz, den Niederlanden, Tschechien und Frankreich - waren die Exporte rückläufig.
Neues Gütesiegel
Beliebteste Exportprodukte waren Fleisch sowie Milch- und Milchprodukte. Damit letztere auch zukünftig im deutschen Lebensmittelhandel gelistet werden können, hat die AMA das Gütesiegel "Tierhaltung Plus" eingeführt, das Kühen unter anderem mehr Bewegungsfreiheit und ein bessere Gesundheitskontrollen bringt. 13.000 Landwirte oder 80 Prozent der österreichischen Milchbauern seien bereits darauf umgestiegen, sagte AMA-Marketing-Geschäftsführerin Mutenthaler-Sipek.
Liste an Forderungen an die nächste Regierung
An die nächste Bundesregierung richten die Lebensmittelhersteller eine lange Liste an Forderungen, allen voran eine Senkung der Lohnnebenkosten. Die Arbeitskosten seien in Österreich im Vergleich zu anderen Märkten stärker gestiegen. Das schade der Wettbewerbsfähigkeit, sagte Verbandsgeschäftsführerin Koßdorff. Notwendig seien aber auch wettbewerbsfähige Energiepreise und Bürokratieabbau.
Inflationsdämpfend
Die Zeit der starken Preissteigerungen bei Lebensmitteln dürfte aber vorbei sein. Die Lebensmittel-Inflation gehe konstant zurück, sagte Koßdorff. Im August betrug sie 1,8 Prozent. Seit Februar sei sie unter der allgemeinen Inflation: "Da wird sie auch bleiben."
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