Agrana 2020 "weit entfernt vom Jammern"
Der börsennotierte Agrana-Konzern ist eine jener Firmen, die ganz gut durch die Coronakrise steuern. Nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 - dem letzten mit Langzeit-Generaldirektor Johann Marihart an der Spitze - ist der Konzerngewinn mit knapp 54 Mio. Euro um ein Viertel höher als im Jahr davor. In Österreich testet die Firma ihre hier 2.000 Mitarbeiter freiwillig zwei Mal wöchentlich auf Corona.
"Corona macht es nicht einfach", hielt Marihart im Gespräch mit der APA am Donnerstag grundsätzlich fest. "Aber auch wenn wir manche schwächere Märkte haben: Da wir Lebensmittel erzeugen und auch Rohstoffe zur Kartonerzeugung liefern - Stichwort Versandhandel - sind wir weit entfernt vom Jammern."
Die Mitarbeiter-Coronatests finden seit gut zwei Monaten statt. Der Konzern lässt sich diese in Österreich rund 20.000 Euro pro Woche kosten. "Die Mitarbeiter betrachten es als Service. Jeder fühlt sich nach einem negativen Test wohler", sagt der Generaldirektor. Die Tests führten zudem zu einer Sensibilisierung rund um die Coronathematik. "Jedenfalls verhindern wir damit Clusterbildungen, auch wenn wir bisher nur vereinzelte positive Fälle registriert haben."
Marihart-Appell zur Einführung von E10-Treibstoff
Der scheidende Vorstandschef hat vor seinem operativen Abschied auch noch dringend an die Bundesregierung appelliert, endlich und wie eigentlich schon lange geplant E10-Treibstoff einzuführen. Statt fünf Prozent sollen dem Sprit - wie eigentlich seit 2010 geplant - endlich zehn Prozent Bioethanol beigemischt werden. "Diese Möglichkeit zur CO2-Entlastung wird nicht genutzt", kritisierte Marihart ÖVP und Grüne. "Wieso sollen wir das Bioethanol nach Rotterdam liefern, wenn wir es auch in Österreich beimischen könnten", fragte er. "Es geht schon auch um die Verlässlichkeit der Politik. Das steht im Regierungsprogramm." Signale zur Umsetzung gebe es bisher aber keine.
Mariharts Karriere als Agrana-CEO endet am 28. Februar. Dann läuft das Mandat des TU-Absolventen der technischen Chemie aus. 45 Jahre war er in dem Bereich tätig, begonnen 1976 in der Stärkefabrik in Gmünd in Niederösterreich. Ab der Gründung der Agrana 1988 war er im Vorstand, ab 1992 Vorstandsvorsitzender. Einen Nachfolger wird der Aufsichtsrat der Agrana erst benennen.
Langweilig wird Marihart, der 1950 in Eggenburg in Niederösterreich geboren wurde, aber nicht werden. Einerseits zeigte er sich auf Nachfrage dafür offen, der Agrana beratend erhalten zu bleiben, sollte das gewünscht werden. Andererseits hat er eine Reihe anderer Funktionen, die zum Teil erst kürzlich verlängert wurden. So ist Marihart für die kommenden fünf Jahre als Fachverbandsobmann der Nahrungsmittelindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ) gewählt. Zudem ist er Aufsichtsratschef des TÜV-Österreich und der Spanischen Hofreitschule. Weiters ist er etwa in den Aufsichtsräten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Bundesbeschaffungsbehörde jeweils stellvertretender Vorsitzender.
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