Deutlich weniger EU-Zucker für Großbritannien
Zum Jahresende gab es für die Zuckerproduzenten noch eine gute Nachricht. Im Dezember ist der Zuckerweltmarktpreis auf ein Dreijahreshoch gestiegen. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost. Denn die EU-Zuckerpreise entwickeln sich nur langsam nach oben. Zuletzt auf 381 Euro pro Tonne.
Trotz des positiven Trends ist der Vorstandsvorsitzende der Agrana, Johann Marihart, zurückhaltend. Marihart verweist etwa auf die Verunsicherung durch den Brexit. Die Briten können nach dem Austritt aus der EU ihren Zucker beim günstigsten Anbieter am Weltmarkt kaufen. Es gibt für sie keinerlei EU-Importbeschränkungen mehr. Marihart hält es für realistisch, dass „der Export von EU-Zucker nach Großbritannien daher um die Hälfte sinken wird“. Das würde den Preisdruck in der EU natürlich erhöhen.
Ein weiterer Faktor, der nicht vorhersehbar ist, sind politische Interventionen. Indien gehört zu den größten Zuckerproduzenten. Die Exporte werden von der indischen Regierung großzügig subventioniert. Für den Zuckerpreis am Weltmarkt ist es daher von Bedeutung „ob und in welchem Ausmaß die Zuckerexporte gestützt werden“, erläutert Marihart.
Klage bei der WTO
Australien hat deshalb bereits bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine Klage gegen Indien eingebracht. Die EU-Kommission hat angekündigt, die Klage der australischen Regierung zu unterstützen.
Dazu kommt, dass das russische Landwirtschaftministerium vor hat, den Anbau von Zuckerrüben heuer deutlich auszuweiten. Wegen schlechter Ernten ist die Produktionsmenge in Russland 2020 spürbar zurückgegangen.
Die Witterung ist auch der Grund dafür, warum im Vorjahr die Zuckerproduktion in der EU um rund eine Million Tonnen geringer ausgefallen ist. Marihart verweist auf Frankreich. Dort hat ein Virus die Erträge teilweise um 15 bis 20 Prozent reduziert. Die jährlichen Produktionsschwankungen in der EU und am Weltmarkt sind ein wichtiger Faktor bei der Preisbildung. Es ist durchaus möglich, dass die Erzeugung in der EU heuer wieder steigen wird.
Auch die Entwicklung der Nachfrage ist schwer abzuschätzen. Wie lange die Corona-Krise den Verbrauch in der Gastronomie und im Fremdenverkehr noch negativ beeinflussen wird, lässt sich nicht vorhersagen.
Seit Jahren gibt es mit der Zuckerproduktion in der EU kaum bis nichts zu verdienen. Im Jahr 2017 wurden die Quoten für den Zuckerrübenanbau in der EU aufgehoben. Das hatte zur Folge, dass die Anbauflächen in der EU gestiegen sind und es mit den Zuckerpreisen abwärts ging.
Verlustgeschäft
Die Zuckersparte der Agrana ist seit Jahren ein Verlustgeschäft. Die Gewinne des Unternehmens kommen aus anderen Geschäftsbereichen wie Fruchtzubereitung sowie Stärke- und Alkoholproduktion. Auch im dritten Quartal 2020/21 war der Zuckerrübenbereich im Minus. Mittlerweile gibt es in Österreich staatliche Förderungen für den Zuckerbereich. Die Subventionen gehen allerdings nicht an die Agrana, sondern an die Landwirte. Rübenbauern, deren erste Aussaat vernichtet wurde, bekommen für die erneute Aussaat 250 Euro pro Hektar.
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