Ärger über billige Butter: Bei Bauern und Studienautoren

Customers shop in a supermarket in La Verrie
Markenhersteller stehen unter Druck

Während Wirtschaftsminister Martin Kocher mit Experten debattiert, welche Lebensmittelpreise man in einer Datenbank monitoren sollte, hat das ökosoziale Momentum-Institut die Preise von 242 Eigenmarken von Spar (S-Budget) und Rewe (clever) analysiert. Mit dem Ergebnis, dass bei mehr als zwei Dritteln der Produkte (konkret bei 71 Prozent) die Preise gleich oder zumindest ähnlich sind.

So weit, so erwartbar. Schließlich werben Händler seit jeher damit, dass ihre Eigenmarken preislich unschlagbar sind. Senkt Hofer den Preis für einen Artikel, kann man sich relativ sicher sein, dass die Konkurrenz binnen Tagen nachzieht, wissen Branchenkenner. Eine Praxis, die nicht allen gefällt.

„Bedenkliche Ausmaße“

Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), findet dass das Eigenmarkensortiment „bedenkliche Ausmaße“ angenommen hat. Nämlich bis zu zwei Drittel des Lebensmittelangebots. Befüllt werden die Packungen oft von Markenherstellern, die gar keine andere Wahl haben, als den Job anzunehmen, findet Költringer: „Drei Handelsketten haben in Österreich einen Marktanteil von 88 Prozent. Als Lieferant ist man nicht in der Position zu sagen, dann beliefere ich euch eben nicht.“

Auch, weil mit den Eigenmarken Produktionslinien ausgelastet werden. Negativer Nebeneffekt: Wer die Packung letztlich befüllt, ist nebensächlich. Die Lieferanten werden austauschbar. Zum Zug kommt oft, wer den besten Preis bietet. Und damit ausländische Mitbewerber, die laut den Bauernvertretern zu geringeren gesetzlichen Arbeits-, Tierhaltungs- oder Qualitätsanforderungen produzieren.

Marktcheck

Das zeigt auch ein Marktcheck von „Wirtschaften am Land“ in Kärnten, Oberösterreich und Tirol. 963 Eigenmarken-Artikel im Bereich Butter und Käse wurden dafür im Lebensmittelhandel getestet. „40 Prozent der überprüften Produkte sind nicht nachweislich mit österreichischer Milch produziert“, fasst Jungbäuerin Anna-Maria Neudorfer das Ergebnis zusammen. Bei 21 Prozent der Eigenmarkenbutter im Regal sei nicht erkennbar gewesen, woher die darin enthaltene Milch gekommen ist. „72 Prozent der Butter ist nachweislich mit österreichischer Milch hergestellt, 7 Prozent mit ausländischer Milch“, führt Neudorfer aus. Bei Käse-Eigenmarkenprodukten lag die Quote von garantiert aus österreichischer Milch stammender Ware lediglich bei 59 Prozent, heißt es weiter.

Währenddessen giften sich Händler, dass ihnen ständig vorgeworfen wird, dass die Preise in Österreich über jenen von Deutschland liegen. Dies liege unter anderem an einer höheren Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel in Österreich (7 versus 10 Prozent), aber auch daran, dass die kleinstrukturierte heimische Landwirtschaft teurer produziert als die Großbetriebe in Deutschland oder Polen. „Preise auf deutschem Niveau kommen den Tod der heimischen Landwirtschaft gleich“, sagt ein Händler. simone hoepke

Kommentare