Die Tiroler Adler-Werk Lackfabrik lässt sich von der aktuellen Rohstoff- und Energiekrise nicht abschrecken und investiert kräftig in den Ausbau ihres Stammwerkes in Schwaz. In den kommenden Jahren sollen 100 Millionen Euro in die Standort-Erweiterung investiert und die Produktionskapazität verdoppelt werden, berichtet Adler-Produktionsleiter Romed Staggl beim Werksbesuch des KURIER, zu dem der Fachverband der chemischen Industrie einlud.
Neben einer dritten Produktionshalle für Wasserlacke wird ein vollautomatisches Rohstofflager und eine neue Vorkommissionierhalle errichtet. Ziel ist es, die Nummer Eins für Oberflächenveredelung in Europa zu werden, wobei die Entwicklung umweltfreundlicher Farben und Lacke sowie mehr Automatisierung und Digitalisierung eine große Rolle spielen. T
rotz der Energiekrise habe man nicht vor, mit der Produktion ins Ausland abzuwandern, betont Firmensprecherin Claudia Berghofer, Enkelin des Firmengründers Johann Berghofer. . In den vergangenen Jahren wurden bereits rund 60 Mio. Euro in neue Gebäude am Standort, etwa einem modernen Hochregallager, investiert.
Die Geschichte von Adler reicht bis in das Jahr 1934 zurück, als der 25-jährige Oberösterreicher Johann Berghofer nach Schwaz übersiedelte, um in der Altstadt ein Farbengeschäft zu übernehmen. Er legt damit den Grundstein für das heutige Unternehmen, indem er in den Magazinräumen die ersten Ölfarbein, Mattierungen und Polituren herstellte.
Da Berghofer sehr früh mit nur 54 Jahren stirbt, übernimmt sein Sohn Günther schon mit 26 Jahren gemeinsam mit seiner Mutter Hermine die Leitung des Unternehmens mit 48 Mitarbeitenden. In den 1970er Jahren baut Berghofer die Adler Lackfabrik und das Unternehmen wird zu einem führenden Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln in Zentraleuropa.
Seit 1999 führt Enkelin Andrea Berghofer das Unternehmen mit aktuell 680 Mitarbeitenden in dritter Generation.
"Kommen gut durch den Winter"
„Wir sind kein sehr energieintensives Unternehmen und werden daher ganz gut durch den Winter kommen“, zeigt sich Staggl für die nächsten Monate optimistisch. Lediglich drei Prozent des Umsatzes würden auf Energiekosten entfallen. Die höheren Rohstoffpreise könnten zum Teil weiterverrechnet werden. Zu den wichtigsten Kunden des 1934 gegründeten Herstellers von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln zählen die Holz- und Möbelindustrie, Maler und Fensterhersteller sowie Heimwerker.
Dank des Comebacks des Rohstoffes Holz steigt auch die Nachfrage nach Beschichtungen und bescherte Adler mit 151 Mio. Euro zuletzt einen neuen Umsatzrekord. 22.000 Tonnen Lack verlassen jährlich die Schwazer Fabrik und werden – vorwiegend per Lkw – in 30 Länder exportiert. Zwei Drittel der rund 10.000 Artikel werden auf wasserverdünnbarer Basis hergestellt. Wichtigster Exportmarkt ist Deutschland. Adler beschäftigt in Schwaz 680 Mitarbeitende, 120 davon in der Forschung.
„Lack“ ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Beschichtungsstoffen, die einen am Untergrund haftenden, zusammenhängenden schützenden und ggf. dekorativen Film egeben.
Lacke bestehen aus vier Komponenten: Bindemittel wie etwa Harze, Pigmente und Füllstoffe, Lösemittel und Zusatzstoffe
Beim wasserlöslichen Wasserlack ist das Bindemittel im Lack gelöst, während es beim wasserverdünnbaren nur im Lack verteilt ist.
Die erste Lackfabrik gab es ca. 1800
„Grüne Lacke“
Was die Nachhaltigkeit anbelangt, hat die Lackindustrie wegen der vielen chemischen Inhaltsstoffe ein schlechtes Image. Adler bietet erste „grüne“ Lacke (Adler green) mit recyclinggerechten Rezepturen, die frei von umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffen sind. Die hauseigenen Fotovoltaikanlagen produzieren 220.000 kWh Strom im Jahr, die Abluft und Abwasser werden vor Ort im Recyclingzentrum gereinigt. Und sämtliche Dosen und Farbeimer sind wiedervewertbar, wird betont.
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