Abschwung auch im Dezember: Industrie beendet 2024 in der Rezession
"Die österreichische Industrie beendet das Jahr 2024 in der Rezession", so die aktuelle Analyse der Experten der Bank Austria. Auch zum Jahreswechsel gibt es keine Trendwende, die Industriekonjunktur trübt sich neuerlich ein. Und die Produktionseinschränkungen beschleunigten sich infolge des stärkeren Rückgangs des Neugeschäfts.
Fazit der Ökonomen: "Österreichs Industrie startet mit rückläufigen Produktionserwartungen ins neue Jahr."
"Das Jahr 2024 endete damit, wie es begonnen hatte, bei nur geringfügigen unterjährigen Schwankungen beim Tempo des Abschwungs", meinte dazu am Freitag UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer bei der Präsentation des "EinkaufsManagerIndex".
Der Index sank demnach im Dezember auf 43,3 Punkte und verwies damit auf eine rückläufige Entwicklung der Industrie, sogar mit leichter Beschleunigungstendenz gegenüber dem Vormonat.
Keine Trendwende
"Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren befindet sich die heimische Industrie in einer hartnäckigen Rezession. Nach dem Einbruch der Industrieproduktion im Jahr 2023 um 1,1 Prozent verzeichnete die Herstellung von Waren in Österreich im Jahr 2024 voraussichtlich sogar einen durchschnittlichen Rückgang um 4 Prozent real", rechnete Bruckbauer vor.
Hoffnungen auf eine Trendwende in der Industrie hätten sich jedenfalls wieder zerschlagen. Ende des Jahres hätten die österreichischen Industriebetriebe ihre Produktionsleistung den 31. Monat in Folge zurückgefahren.
Weniger Neuaufträge, hohe Lohn- und Energiekosten
"Fast 40 Prozent der befragten Betriebe verbuchten weniger Neuaufträge als zuletzt", meinte dazu UniCredit-Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl und ergänzte: "Die Nachfrage nach 'Made in Austria' wurde unter anderem von einer mangelnden Investitionsbereitschaft sowie verzögerten Entscheidungen und Insolvenzen auf Kundenseite belastet.
Zudem beklagten viele Industriebetriebe Wettbewerbsnachteile aufgrund relativ hoher Lohn- und Energiekosten sowie eine rückläufige Auslandsnachfrage vor allem im wichtigen Absatzmarkt Deutschland."
Nach anfänglicher Zurückhaltung passten die Betriebe die Personalstände mittlerweile rasch an die niedrigeren Produktionsanforderungen an. "Auch im Dezember wurde der Jobabbau in der Industrie stark vorangetrieben. Der Beschäftigungsindex betrug im Dezember 40,4 Punkte, deutlich unter dem Jahresdurchschnitt für 2024", so die Wirtschaftswissenschafter. Besonders stark habe sich die Lage am Arbeitsmarkt in den Metallbranchen, in der KFZ-Herstellung, dem Maschinenbau und der Elektro- und Elektronikindustrie verschlechtert.
Rekordwert bei Industrie-Arbeitslosigkeit
"Angesichts der anhaltenden Auftragsflaute erwarten wir in den kommenden Monaten einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote in der heimischen Industrie. Nach durchschnittlich 3,8 Prozent im Jahr 2024 dürfte die Arbeitslosenquote 2025 auf rund 4,5 Prozent zunehmen. Das wäre der höchste Wert seit dem Coronajahr 2020", so Pudschedl.
Angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage würden die Preise weiterhin rückläufige Tendenz zeigen. Allerdings habe sich sowohl im Einkauf als auch im Verkauf das Tempo des Preisrückgangs Ende des Jahres etwas reduziert. Unterm Strich kommt von den Ökonomen aber Lob für die Unternehmen: "Die geringeren Kosten haben die heimischen Betriebe über eine Senkung der Verkaufspreise an die Kunden weitergegeben. Aufgrund des starken Wettbewerbs fielen Rabattierungen sogar höher aus als die Kosteneinsparungen."
Zum Ausblick wird im "EinkaufsManagerIndex" festgehalten: "Dem aktuellen Pessimismus der heimischen Industrie für 2025 steht jedoch eine langsame Verbesserung der Rahmenbedingungen gegenüber."
So sollte die weitere Lockerung der Geldpolitik und die steigende Kaufkraft der heimischen Konsumenten positive Auswirkungen haben, die im Verlauf des kommenden Jahres ein Ende der Rezession in der Industrie erwarten lassen, meinte Bruckbauer.
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