Abgasskandal beschleunigt Debatte um das Aus für Verbrennungsmotoren

Einige Länder wollen Umstieg auf E-Autos verordnen. Österreich setzt auf Förderungen.

Nach Norwegen, Frankreich und den Niederlanden geht nun auch Großbritannien in die Offensive: Ab 2040 sollen keine neuen Diesel und Benziner mehr verkauft werden. "Die Emissionen und der Schaden für die Umwelt sind zu groß", sagt Umweltminister Michael Gote. Freilich: In keinem dieser Länder ist ein Verbot beschlossene Sache, es handelt sich um Absichtserklärungen, die zum Teil schon ab 2025 Wirklichkeit werden sollen.

Dennoch schwappt die Debatte auch auf Europas Autoland Nummer eins, Deutschland, sowie auf Österreich über. Während die deutschen Grünen und die Linke sich klar für ein Aus der Verbrennungsmotoren aussprechen, ist sich die CDU nicht einig. "Den Abschied von der Verbrennungstechnologie werden wir kurzfristig einleiten müssen", so Verkehrspolitiker Oliver Wittke. Deutschland müsse, nach Möglichkeit gemeinsam mit seinen europäischen Partnern, hier eine verbindliche Absprache treffen. Der richtige Zeitpunkt für einen Ausstieg sei dabei noch zu klären. "Ein Verbot steht derzeit nicht auf der Agenda der Bundesregierung", sagt hingegen die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer.

Volkswirtschaft

In Österreich schließt sich der Arbeitskreis der Autoimporteure ihr vollinhaltlich an. "Hinzu kommt die volkswirtschaftliche Bedeutung der heimischen Kfz-Industrie", sagt Geschäftsführer Christian Pesau. Der Verkehrsclub (VCÖ) hingegen spricht sich für ein Verbot aus. "Wir halten es für realistisch, dass bereits ab 2030 keine Neuwagen mit Diesel- oder Benzinmotor verkauft werden", sagt Sprecher Christian Gratzer.

Verkehrsminister Jörg Leichtfried will zwar ebenfalls ab 2030 nur noch emissionsfreie Neuzulassungen, dies aber nicht über Verbote, sondern über Anreize wie Förderungen für E-Autos erreichen. Die heimischen Vortests bezüglich manipulierter Abgaswerte seien abgeschlossen. Im Herbst werde ein umfassendes Testprogramm starten.

Daimler

Daimler-Chef Dieter Zetsche präsentierte gestern, Mittwoch, die Konzern-Halbjahreszahlen. Bessere Zahlen bei Absatz (plus neun Prozent verkaufte Pkw zum Vorjahreszeitraum), Umsatz (plus sieben Prozent) und Vorsteuerergebnis (plus 15 Prozent) blieben aber zweitrangig. In einer Telefonkonferenz wollten Journalisten mehr zum Kartellverdacht gegen die deutschen Autohersteller wissen. Doch Zetsche wollte sich dazu nicht näher äußern. Er könne die Wünsche nach mehr Klarheit verstehen. „Aber wir sind gut beraten, uns nicht an Spekulationen zu beteiligen.“

Nach Auffliegen des mutmaßlichen Kartells gibt es Zwist zwischen Daimler und BMW. Laut Süddeutscher Zeitung fühlen sich die Münchener hintergangen. „Das Vertrauen ist total beschädigt“, heißt es aus Industriekreisen. Man befinde sich nun „mitten in einem Tsunami“. Als Konsequenz sei die offizielle Zusammenarbeit bei diversen Projekten gestoppt worden, unter anderem der gemeinsame Einkauf von Autoteilen oder das geplante Tankstellennetz für Elektroautos.

Gestern, Mittwoch, wurden auch außerordentliche Aufsichtsratssitzungen bei Daimler und VW zu der Causa angesetzt. Inhalte wurden bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

Kommentare