Abfertigung neu bleibt bei Renditen weit hinter den Erwartungen
Im Jahr 2003 haben Österreichs Vorsorgekassen die Abfertigung Alt abgelöst. Ziel war es, dass im Gegensatz zum früheren System so gut wie alle unselbstständigen Arbeitnehmer erfasst werden. Dieses Vorhaben wurde mit rund 90 Prozent der Zielgruppe ziemlich erreicht. Weniger gut schaut es jedoch mit der Rendite der veranlagten Beträge aus. Denn versprochen waren rund 6 Prozent im Jahr. Geworden sind es aber deutlich weniger.
Die Arbeitgeber zahlen monatlich einen gesetzlich fixierten Betrag (1,53 Prozent der Bruttolohnsumme) in eine der acht Abfertigungskassen ein. Die Wahl der Kasse trifft das jeweilige Unternehmen selbst. Die Gelder werden auf den Kapitalmärkten veranlagt. Die erzielte Rendite und somit die Abfertigung hängen also stark vom Auf- und Ab an den Aktien- und Anleihenmärkten ab, aber natürlich auch sehr vom Geschick der jeweiligen Kassen.
Und dieses war teils weniger gut, wie eine Auswertung des auf Unternehmen spezialisierten Versicherungsspezialisten Greco zeigt. Demnach wurde vor allem das vom Gesetzgeber damals intendierte Ziel von sechs Prozent Rendite im Jahr klar verfehlt. "Selbst die Anbieter mit der höchsten jährlichen Performance bleiben auf Dauer unter drei Prozent", sagt Greco-Manager Joachim Schuller.
„Die angestrebte Rendite von 6 Prozent bei der Einführung der Abfertigung-Neu konnte in den letzten Jahren aufgrund der Marktlage in Kombination mit der für alle verpflichtenden Kapitalgarantie von keinem Anbieter realisiert werden. Es ist daher anzunehmen, dass sich die langfristige Performance voraussichtlich im Bereich von 2 bis 3 Prozent einpendeln wird“, prophezeit Schuller.
Zwei Drittel der Gelder fließen in Anleihen
Marktführer VBV (ein Drittel der Verträge) ist auch hinsichtlich Performance voran. Seit Start 2003 bis zum Vorjahr beträgt die Rendite im Durchschnitt knapp 2,5 Prozent. Schlusslicht ist die Allianz mit 1,9 Prozent. Das verwaltete Vermögen ist im Durchschnitt aller Anbieter aktuell vor allem in Anleihen (rund 65 Prozent) und weiters in Guthaben bei Kreditinstituten (7 Prozent), Aktien (13 Prozent), Immobilien (6 Prozent) sowie Darlehen und Kredite (5 Prozent) investiert.
Die Anbieter sind bei der Veranlagung an gesetzliche Vorgaben gebunden. Der Spielraum ist jedoch großzügig: So können bis zu 40 Prozent des Vermögens in Aktien veranlagt werden. Anbieter APK kommt immerhin auf 20 Prozent, fair-finance nur auf 8 Prozent. Klarerweise war fair-finance im Vorjahr (ein durchaus positives Börsenjahr) Schlusslicht in der Performance mit nur 2,6 Prozent, während die APK mit 7,9 Prozent an der Spitze steht.
Die Branche erholte sich
"Nach einer herausfordernden Phase 2022 präsentierten sich die Vorsorgekassen im Vorjahr wieder in einer vielversprechenderen Lage", sagt Schuller. "Die Branche erholte sich mit Plus 4,4 Prozent von einem durchschnittlichen Minus von 7,7 Prozent."
Bei den laufenden Verwaltungskosten sind die Unterschiede überschaubarer und betragen im Durchschnitt rund 1,5 Prozent, teils gestaffelt nach Beitragsjahren. Am höchsten sind die Kosten bei der NÖVK mit einheitlich 1,95 Prozent der eingezahlten Beiträge. Dazu kommt bei allen Anbietern eine jährliche Vergütung für die Vermögensverwaltung von rund 0,5 bis 0,7 Prozent im Jahr.
Die Folgen einer schwachen Rendite
Anhand eines Gehaltsbeispiels rechnet Greco vor, welche Auswirkungen diese Performance- und Kostenunterschiede haben. Bei einem Jahresbruttobezug von 45.000 Euro und einer jährlichen Gehaltssteigerung von 2,5 Prozent seit 2003 beträgt das angesparte Vermögen bei der VBV 21.927 Euro, bei der Allianz sind es nur 20.792 Euro - ein Unterschied von 1.135 Euro.
Wenn sich ein Arbeitgeber zum Wechsel der betrieblichen Vorsorgekasse entschließt, muss bis Ende Juni das Beitrittsansuchen an die neue Vorsorgekasse ergangen und die Kündigung bei der bestehenden Kasse eingelangt sein.
"Auch in Zukunft setzen die meisten Vorsorgekassen auf Sicherheit und bauen ihre Wertpapiere, die bis zur Endfälligkeit behalten werden, aus, um ihre Performance-Ergebnisse langfristig zu stabilisieren und die Volatilität zu reduzieren", sagt Schuller. „Was uns heuer erwartet, ist schwer vorherzusagen. Sicher ist, dass mit großen Überraschungen oder übermäßiger Euphorie wohl nicht zu rechnen sein wird. Viel eher geht die Branche insgesamt von einer größtenteils seitwärts gerichteten Marktbewegung aus."
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