A1-Chefin vor dem Abgang?

Nur nach außen hin freundlich zueinander: Alejandro Plater und Margarete Schramböck
Dauerkonflikt mit Holding-Chef Plater / Aufsichtsrats-Präsident Ruttenstorfer greift ein.

Streit im Top-Management ist Gift für jedes Unternehmen. Ganz besonders für einen Konzern, der im internationalen Wettbewerb steht wie die teilstaatliche Telekom Austria. Dort fliegen die Hackeln schon seit dem Vorjahr sehr tief. Genauer gesagt, seit Mai 2016. Die Top-Managerin Margarete Schramböck kam damals als Chefin der Österreich-Tochter A1, der Perle des Konzerns, an Bord. Doch die Chemie zwischen der engagierten und ehrgeizigen Schramböck und Alejandro Plater, dem Chef der Telekom-Holding, stimmte vom ersten Tag an nicht, der KURIER berichtete bereits mehrmals darüber.

Offenbar entnervt von den permanenten Auseinandersetzungen, sagte Schramböck bei der letzten Aufsichtsratssitzung der A1 Plater vor dem gesamten Gremium lautstark und unverblümt die Meinung. Der Holding-Chef der Telekom ist auch Vorsitzender des A1-Aufsichtsrates.

Dem Mann ganz oben an der Spitze der Telekom, Holding-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Ruttenstorfer, reicht es jetzt. Er will morgen, Montag, zum Telefon greifen und mit Plater ein ernstes Gespräch führen. "Meine Haltung ist ganz klar. Gibt es in einem Management unüberbrückbare Differenzen, dann müssen Maßnahmen gesetzt werden", sagt der ehemalige OMV-Chef und SPÖ-Politiker im Gespräch mit dem KURIER.

Er selbst könne als Aufsichtsratsvorsitzender der Holding einen Konflikt mit einer Tochter-Gesellschaft nicht beurteilen. Der Holding-Vorstand müsse beurteilen, ob die Zusammenarbeit mit der A1-Chefin fortgesetzt werden könne. "Wenn ja, dann muss jetzt aber eine Ruhe sein".

Sind die Differenzen jedoch unüberbrückbar, "dann muss man sich trennen", erklärt Ruttenstorfer. Sollte es tatsächlich dazu kommen, "dann muss sofort eine Österreicherin oder ein Österreicher mit entsprechender Telekom-Erfahrung als Nachfolger bestellt werden".

Klare Worte. Wenn sich Plater und Schramböck nicht einigen können – und danach sieht derzeit alles aus – dann muss die A1-Chefin gehen. Nach dem Prinzip: Ober sticht Unter. Auch gut möglich, dass sich Schramböck von sich aus verabschiedet. Sie soll, hört man aus der Branche, schon seit einiger Zeit den Markt sondieren. Spekuliert wird bereits über ein Engagement bei der börsenotierten Porr. Der vom Mehrheitseigentümer Karl-Heinz Strauss geleitete Baukonzern ist in 16 Ländern tätig.

Im Vorstand der Telekom-Holding gebe es dagegen keine Differenzen, konstatiert Ruttenstorfer. Das Geschäft laufe "sehr gut. Der Kurs ist deutlich gestiegen, die Ergebnis-Entwicklung ist erfreulich, die Verschuldung geht zurück und das Unternehmen geht mit neuen Produkten in der Markt". Dazu hat Schramböck freilich viel beigetragen. Plater weilt derzeit in Minsk und wollte keinen Kommentar abgeben. Schramböck war nicht erreichbar.

Dem Unternehmen nahe stehende Beobachter sprechen von einem Stellvertreter-Krieg, den Schramböck und Plater führen. Das Grundproblem der Telekom liegt in den Eigentumsverhältnissen. Die Republik hat die Mehrheit an der Telekom verkauft. Was inzwischen nicht nur in der SPÖ, sondern auch in schwarzen Wirtschafts- und Politkreisen kritisiert und bedauert wird. Weshalb man, mit kräftiger Mithilfe der Gewerkschaft, A1 immer noch als österreichisches Unternehmen getrennt vom Konzern halten will. Die Österreich-Tochter bringt nach wie vor den Großteil des Konzern-Umsatzes und des Gewinnes.

Auf der anderen Seite steht der Telekom-Gigant América Móvil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim, der Milliarden für die Mehrheit an der Telekom Austria hingelegt hat. Und die Gruppe von Österreich aus unter der Marke A1 international entwickeln will. Die Namensrechte gehören, in einem Konzern unüblich, aber der Österreich-Tochter und nicht der Holding.

Klar, dass die Mexikaner stärkeren Einfluss auf A1 wollen. Der Plan, die wichtigste Tochter im Konzern von einer AG zu einer GmbH zu degradieren und das Management an die kurze Leine zu nehmen, scheiterte an der österreichischen Politik. Finanzminister Hans Jörg Schelling sagte ganz klar Nein.

Sowohl Plater als auch Schramböck würden sich, meinen Insider, in diesem grundsätzlichen Konflikt von den Eigentümern vorspannen lassen. Die österreichische Staatsholding hat laut dem Syndikatsvertrag mit den Mexikanern zwar das Recht, den Vorstandsvorsitzenden der Holding zu besetzen. Machte davon aber keinen Gebrauch. Plater ist der Statthalter der Mexikaner und dick befreundet mit Slim-Schwiegersohn Daniel Hajj, CEO von América Móvil.

Schramböck wurde nicht von Plater geholt, sondern von österreichschen Eigentümer-Vertretern. Ihr gelingt es, bei den Kunden zu punkten, während Plater immer noch kaum Deutsch spricht. Beide schenken einander nichts. "Plater ist als Südamerikaner ohnehin ein Häferl, aber Schramböck ist auch nicht emotionslos", konstatiert ein Insider. Ein anderer Beobachter fühlt sich an Hahnenkämpfe erinnert: "Dort bluten auch nur die Hähne und nicht deren Eigentümer".

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