500 Euro: Adieu, du schöner Schein

500 Euro: Adieu, du schöner Schein
EZB plant Abschaffung der Banknote. Berlin und Wien sind dagegen, aber in der Minderheit.

Der 500-Euro-Schein dürfte sich verabschieden, ohne dass ihn viele Europäer je in der Hand gehalten hätten. Der Geldschein werde von immer mehr Menschen als "Instrument für illegale Machenschaften" gesehen, sagte Mario Draghi, Präsident der Europäischen Notenbank (EZB), am Montag im Europaparlament. Mit einer Abschaffung des Bargeldes oder Beschneidung des Vermögens habe das nichts zu tun, betonte der Italiener: "Es gibt weltweit die Überzeugung, dass die Banknoten mit einem hohen Nennwert auch für kriminelle Zwecke verwendet werden. Da müssen wir ansetzen."

Druck von Frankreich

Tatsächlich macht nach den Anschlägen von Paris Frankreich Druck, den wertvollsten Euro-Geldschein abzuschaffen. Das soll Terroristen oder Geldwäschern das Geschäft erschweren.

"Ja, die Experten im Banknotenausschuss (Banco) der EZB beschäftigen sich mit der Thematik", bestätigt Christian Gutlederer, Sprecher der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), auf KURIER-Anfrage. Die Behauptung, damit sei die Abschaffung auf Schiene, weist er aber als "vorschnell" zurück.

Im Moment würden nur technische Optionen und die Folgen evaluiert: Was würde es kosten? Wie wäre der Zeitrahmen? Wie würde es andere Staaten, die mit Euro zahlen, betreffen? Wie viele 100- und 200-Euro-Noten müssten zusätzlich gedruckt werden?

614 Millionen Geldscheine

Ende des Vorjahres waren 614 Mio. Stück Fünfhunderter im Wert von 306,8 Mrd. Euro im Umlauf. Eine Abschaffung müsste das höchste EZB-Gremium, der 25-köpfige Rat, mit einfacher Mehrheit beschließen. Dort stimmen die sechs Direktoren und 19 Notenbank-Chefs ab. "Die OeNB hält an der Auffassung fest, dass eine Abschaffung des 500-Euro-Scheins ein falsches Signal wäre", sagt Gutlederer. Und das Ergebnis im Rat sei offen.

Einsame Mahner

In Frankfurt hört man unter der Hand anderes. Deutschlands und Österreichs Notenbank-Chefs Jens Weidmann und Ewald Nowotny sollen mit ihrem Widerstand recht allein auf weiter Flur stehen. Nur der luxemburgische Direktor Yves Mersch gilt als Verbündeter.

Bundesbank-Chef Weidmann ist skeptisch, ob eine Abschaffung des 500ers Verbot größerer Bargeldgeschäfte kriminelle Aktivitäten eindämmen würde. Fakt ist: Der 500-Euro-Schein wird gern zur Wertaufbewahrung genützt. Er liegt in den Safes von Menschen, die Bargeld als Notgroschen oder Reserve schätzen – weit über den Euro-Raum hinaus.

Praktischerweise legt die EZB gerade neue Noten auf. Vermutlich wird der 500er einfach ausgeklammert und den alten Scheinen eine Umtauschfrist eingeräumt. Das gilt als wahrscheinlicher als ein sofortiges Einziehen.

Schweiz: 1000er bleibt

In der Schweiz wird der wertvollste Geldschein der Welt gedruckt, die 1000-Franken-Banknote. "Eine Abschaffung steht nicht zur Debatte", sagt Walter Meier, Sprecher der Notenbank SNB, zum KURIER. Dabei geht um gewaltige Beträge: Zuletzt waren 43,3 Mio. Franken-Tausender im Umlauf, die gut 62 Prozent des Papiergeld-Wertes ausmachen – Tendenz steigend.

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