"10 Millionen ungenutzte Handys in österreichischen Schubladen"

FILE PHOTO: A customer tests a smartphone during the launch of the new iPhone XS and XS Max sales at a shop in Moscow
Viele alte Smartphones sind nicht mehr im Gebrauch. Hinter solchen Geräten verbirgt sich ein Wachstumsmarkt.

Etwa 10 Millionen Handys sollen ungenutzt in den österreichischen Schubladen liegen. Das ist die Einschätzung von Refurbed-Mitgründer Peter Windischhofer. Es ist nicht nur im Sinne des Umweltschutzes diese Ressource zu nutzen, sondern es verbirgt sich auch großes Marktpotential hinter der Generalüberholung solcher Altgeräte, dem sogenannten "Refurbishment".

Aufwärtstrend

Seit 2017 macht die heimische Plattform Refurbed genau damit ihr Geschäft. Auf solchen Plattformen können Verbraucher ihre Altgeräte zu Geld machen und es werden generalüberholte Elektrogeräte angeboten. Die Nachfrage nach den Produkten steigt massiv, sodass sich Refurbed im vergangenen Jahr bezüglich Umsatz und Mitarbeiter verdreifacht hat. Das Unternehmen verzeichne einen Umsatz von etwa 100 Millionen Euro für das Jahr 2020, den Großteil davon in Österreich und Deutschland, sagt Refurbed-Geschäftsführer und Mitgründer Peter Windischhofer zum KURIER.

"Der Verkauf von Smartphones macht bei Refurbed ungefähr 70 Prozent aus", so Windischhofer. Er erklärt den starken Aufwärtstrend einerseits mit dem stets steigenden Wunsch der Konsumenten nachhaltiger leben zu wollen, am günstigen Preis und der einjährigen Garantie. "Da geht man kaum ein Risiko ein und man kann es einfach mal probieren", so Windischhofer.

Hersteller wie Apple und Samsung bieten beim Kauf neuer Geräte an, das alte in Zahlung zu nehmen. Sie werden aufbereitet oder gehen ins Recycling, um Rohstoffe zurückzugewinnen. Laut Apple wurden im vergangenen Jahr weltweit 10,4 Millionen Geräte überholt und 39.000 Tonnen Elektroschrott sind für das Recycling angefallen. Das ist aber nur ein Bruchteil der verkauften Neugeräte, schätzungsweise mehr als 200 Millionen Stück im vergangenen Jahr.

Häufig werden Handys auch privat verkauft. Allerdings birgt das sowohl für Käufer als auch Verkäufer ein Risiko. Private Daten könnten in falsche Hände gelangen und es gibt keine Garantie für den Käufer.

Reparieren oft billiger

Steigende Nachfrage an Reparaturen verzeichnet auch der Wiener Reparaturdienstleister Helferline. Rund 100 Reparaturen gehen pro Woche in Wien über den Tisch. In den Bundesländern sind Support-Teams unterwegs und lösen Probleme vor Ort. Auch Alexander Niederhofer, Mitgründer von Helferline, sieht nicht nur die Nachhaltigkeit als Motivation der Konsumenten, sondern vor allem den Preis. "Ein Aufwärtstrend ist definitiv zu erkennen und es kann oft mehr repariert werden als man denkt", sagt Niederhofer. Gleich nach den Laptops ist das Smartphone das am häufigsten nachgefragte Reparaturobjekt.

Sammelaktionen

Nicht nur Unternehmen haben die Weiterverwendung bzw. -verwertung von Smartphones im Blick. Seit vielen Jahren verwertet die Caritas alte Handys. Kaputte Geräte werden umweltgerecht entsorgt und noch funktionierende aufbereitet. Zusammen mit dem Radiosender Ö3, der Österreichischen Post und Licht ins Dunkel werden seit 2005 jährlich mehrere Tausend Handys unter der Aktion Ö3-Wundertüte gesammelt. Der Erlös unterstützt Familien und Kinder in Notlagen.

Mit dem Projekt Recycling4smile bieten die Roten Nasen an Unternehmen ein Sammelprojekt und anschließende korrekte Entsorgung von Altgeräten an. Für  Schulen gibt es die Initiative CycleMyCell vom Jane Goodall Institut-Austria.

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