Wolken als faszinierendes Gebiet der Physik

Wolken als faszinierendes Gebiet der Physik
Interview: Aiko Voigt, Professor für Climate Science am Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien, über Wolken, Windsysteme und den Klimawandel.

Für uns sind sie meist Vorboten eines bestimmten Wetters. Aber Wolken sind viel mehr: Sie sorgen nicht nur für Niederschlag, sondern sind wichtige Komponenten des Klimasystems. Das ist Forschungsschwerpunkt von Prof. Dr. Aiko Voigt, der die Professur für Climate Science am Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien innehat.

Sie haben Physik und Mathematik studiert. Wie kommt man da auf Wolken?

Aiko Voigt: Als Student habe ich mich viel mit Elementarteilchen beschäftigt. Ein faszinierendes Gebiet der Physik – aber ich wollte gerne etwas beforschen, das greifbarer ist. Und da bin ich auf das Klimasystem und die Atmosphäre gestoßen, die unser unmittelbares Lebensumfeld darstellen. Wenn Sie so wollen, habe ich von den kleinsten bekannten Bausteinen der Materie zu einer viel größeren Skala der Physik gewechselt, nämlich der unseres Planeten. So kann ich mein Verständnis von Physik in das drängendste Problem unserer Zeit, den Klimawandel, einbringen.

Was haben Wolken mit dem Klimawandel zu tun?

Wir alle kennen den Effekt: An einem heißen Sommertag ziehen Wolken auf und wir merken sofort, dass es etwas angenehmer wird. Wolken haben also einen starken abkühlenden Effekt auf das heutige Klima. Sie spielen aber auch eine wichtige Rolle in der Frage, wie sich die Temperaturen als Folge des anthropogenen Klimawandels in Zukunft verändern werden. Wie sie sich künftig verhalten werden, hat großen Einfluss darauf, wie stark der menschengemachte Klimawandel sein wird.

Wolken als faszinierendes Gebiet der Physik

Wir betreiben Grundlagenforschung, aber mit einem Blick darauf, ob die Ergebnisse auf andere Disziplinen übertragbar sind.

von Prof. Dr. Aiko Voigt Klimaforscher

Wie erforscht man Wolken?

Wolken kann man auf verschiedene Arten erforschen – indem man sie aus Flugzeugen oder von Satelliten aus beobachtet, sie in Wolkenkammern nachbildet oder eben in Klimamodellen. Das ist unser Ansatz, wir betreiben Grundlagenforschung.

In den Modellen, mit denen wir arbeiten, schauen Wolken nicht so aus, wie wenn wir aus dem Fenster blicken – eher wie Zuckerwürfel. Sie sind also grob dargestellt. Aber in den Modellen sind Windsysteme, Druckverhältnisse und Temperaturen eingeschlossen. Denn darum geht es uns: Wir wollen verstehen, in welcher Wechselwirkung sie stehen. Sind diese Mechanismen klarer, kann das dazu beitragen, mit den Folgen des Klimawandels besser umzugehen. Und dennoch: Den Klimawandel und die Gründe dafür haben wir bereits gut verstanden. Auch die Lösung – eine drastische Reduktion der Treibhausgase – liegt auf der Hand. Es ist kein wissenschaftliches oder technologisches, sondern ein Umsetzungsproblem. Die Emissionen der Treibhausgase sind ein Schaden an der Gesellschaft und dieser muss bepreist werden. Tun wir das, bin ich optimistisch, dass wir zu einem Wirtschaftssystem kommen, in dem wir auch in den kommenden Jahrzehnten gut leben können. Wir müssen nur die Rahmenbedingungen dafür schaffen – und das schnellstmöglich, ohne uns von Technologie- oder Verzichtsdebatten ablenken zu lassen.