Wildtiere im urbanen Bereich: Mit offenen Augen durch die Stadt gehen

Bei der Forschung kam heraus, dass der Rotfuchs auch in den Innenbezirken von Wien lebt.
Citizen Science: Wildtiere im urbanen Bereich erforschen.

Alles begann mit den Eichhörnchen. „2015 bekam ich einen Anruf einer Dame, die mich fragte, ob Eichhörnchen in Wien bedroht sind“, erzählt Dr. Richard Zink, Zoologe an der Vetmeduni. „Ich habe mit Kolleg*innen gesprochen und da kamen wir drauf, dass über Wildtiere in der Stadt weniger bekannt ist als über Exoten wie den Eisbären.“ Das brachte den Zoologen auf die Idee, ein Citizen-Science-Projekt ins Leben zu rufen.

Wildtiere im urbanen Bereich: Mit offenen Augen durch die Stadt gehen

Dr. Richard Zink, Zoologe Vetmeduni Wien

Mitmachen erwünscht

Auf der Internetplattform StadtWildTiere können Wiener*innen Beobachtungen von Wildtieren melden. „Wir verzeichnen bisher über 30.000 Meldungen, die für die Wissenschaft überraschende Fakten zutage brachten.“ So zeigte sich im Forschungsprojekt zum Rotfuchs, dass das Tier in allen Bezirken Wiens beobachtet wird. Weiters konnte Richard Zink mit Kolleg*innen nachweisen, dass jede europäische Stadt einen eigenen Fingerabdruck besitzt. „Wir verglichen die Wildtiervorkommen von Zürich, Berlin und Wien, die sich durchaus unterscheiden“, so der Zoologe. 

„So kommen durch das pannonische Klima im Süden und Osten Wiens Feldhamster vor, die in den anderen Städten nicht beobachtet werden.“ Durch die Meldungen der Wiener*innen zeigt sich auch, dass der Klimawandel Auswirkungen hat. „Wärmeliebende Arten profitieren“, so Zink. „So können sich etwa Neobioten wie entkommene Exoten jetzt hier fortpflanzen.“ Ein Beispiel ist die Schmuckschildkröte, die ursprünglich as Amerika stammt und in Konkurrenz zur Europäischen Sumpfschildkröte tritt. Zink: „Aus evolutionärer Sicht ist der Klimawandel ein junges Phänomen, daher lässt sich noch nichts über tatsächliche Auswirkungen sagen.“

Ein wichtiges Anliegen von StadtWildTiere ist es, für ein „gutes Miteinander“ zwischen den Bürger*innen und den Tieren beizutragen und so die Biodiversität im urbanen Bereich nachhaltig zu erhalten. Die eingegangenen Meldungen tragen dazu bei. „Durch die Daten konnten wir etwa wichtige Verbindungsachsen identifizieren, auf denen Wildtieren ungehindert durch die Stadt wandern, was genetischen Austausch ermöglicht“, sagt Zink. „Hier schließt auch unser aktuelles Projekt ,Freie Bahn für Eichhörnchen und Igel’ an.“ Dabei soll den Wiener*innen vor Augen geführt werden, wo sich in der Stadt für die Wildtiere Barrieren auftun. „Daher freuen wir uns über viele Meldungen zu den beiden Arten“, so der Wissenschafter. „Damit können wir erkennen, wo es Verbindungsachsen braucht, damit Igel und Eichhörnchen auch künftig einen Lebensraum in Wien finden.“

www.stadtwildtiere.at