Prozesse in Flüssen erforschen

Prozesse in Flüssen erforschen
Ein neues Wasserbaulabor bietet der BOKU weltweit einzigartige Arbeitsmöglichkeiten.

In einer Zeit, in der weltweit vermehrt Naturkatastrophen auftreten und die Menschen mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind, ist es von entscheidender Bedeutung umfangreiche Forschungsarbeit zu betreiben. Die Themen reichen dabei vom Hochwasser- und Dürrerisikomanagement über nachhaltige Wasserkraft und Schifffahrt, Sedimenttransport und Flussmorphologie, Flussrückbau bis zur Biodiversität unter Klimawandel und Landnutzungsänderung.

„Im neuen BOKU Wasserbaulabor besteht die Aufgabe, Prozesse in Flüssen zu erforschen, mathematisch zu beschreiben und Verbesserungsvorschläge für die Praxis zu erarbeiten. Es gibt zunehmend Konflikte zwischen Nutzung und Schutz von Flüssen, wo es darum geht, Maßnahmen zu entwickeln die eine nachhaltige Verbesserung ergeben. Ein Beispiel wäre der Flussrückbau um die sogenannten Ökosystemleistungen für Mensch und Umwelt zu verbessern”, so Initiator und Projektleiter Helmut Habersack vom Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung.

Global einzigartig

Zentraler Kern der neuen Infrastruktur sind zwei Versuchshallen mit insgesamt circa 3500 m2 Versuchsfläche. Das Wasserbaulabor mit seinem 90 Meter langen und bis zu 25 Meter breiten Flussdurchlauf ermöglicht eine weltweit einzigartige Grundlagen- und angewandte Forschung und ist eine unique selling proposition für die BOKU. Dazu Helmut Habersack: „Global einzigartig ist der Durchfluss von bis zu 10.000 l/s ohne Pumpen. Das erlaubt Versuche im Maßstab bis zu 1:1. Damit können Skaleneffekte minimiert werden und die Prozesse in Flüssen vergleichbar mit der Natur untersucht werden.“

Wie können Wissenschafter mit Hilfe des BOKU-Wasserbaulabors Prozesse in Flüssen besser verstehen? „Wir arbeiten einerseits mit Sedimenten, Vegetation, Fischen oder machen auch Versuche mit Menschen. Andererseits erfassen wir zeitlich hoch auflösend die Fließgeschwindigkeiten, Sohlschubspannungen, Wirbelbildungen, Drücke etc mit Ultraschall- und Lasermessgeräten. Damit können Prozesse wie Bewegungsbeginn, Änderungen der Wasserspiegel oder die Abdriftgefährdung von Menschen bei Hochwasser erforscht und Verbesserungen erarbeitet werden.“