Warum wir uns oft nicht in die Augen schauen (können)
Multitasking ist nicht jedermanns Sache. Warum das mit dem (fehlenden) Blickkontakt in Konversationen zusammenhängt, hat ein Forschungsteam der Universität Kyoto herausgefunden.
Im Zuge eines Experiments mussten 26 Testpersonen ein Gesicht auf einem Bildschirm ansehen und gleichzeitig passende Verben zu verschiedenen Nomen bilden. Neben relativ simplen Begriffen wie "Schere" oder "Ball", wurden auch Wörter wie "Himmel" vorgegeben. So konnte man "Schere" beispielsweise mit dem Verb "schneiden" und "Ball" mit werfen assoziieren.
Überforderung durch Blickkontakt
Wenig verwunderlich war, dass die Probanden bei abstrakteren Begrifflichkeiten länger brauchten, um ein adäquates Wort zu bilden. Neben der Zeitmessung wurde auch der Blickkontakt zum Gesicht auf dem Bildschirm beobachtet.
Es zeigte sich: Bei schwierigen Wörtern fiel den Teilnehmern schneller ein passendes Verb ein, wenn sie den Blick vom Bildschirm abwandten. Bei einfachen Wortpaaren konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Die Schlussfolgerung der Forscher: Das Gehirn ist mit der Doppelbelastung durch Wortbildung und Blickkontakt überfordert. Die kognitive Überlastung verleitet dazu wegzusehen – zugunsten einer besseren Konzentration.
Auch wenn es also eine starke gesellschaftliche Übereinkunft darüber gibt, dass Blickkontakt in Gesprächen ein Zeichen von Höflichkeit ist, scheint der Mensch dieser natürlichen Reaktion unterworfen zu sein.
Im Juli 2016 hatten Wissenschafter des University College in London erstmals Erkenntnisse zur vom Menschen bevorzugten Blickdauer geliefert. Es zeigte sich, dass der Mensch einen Blickkontakt von 3,3 Sekunden am angenehmsten empfindet.
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