So sehr ist unsere Schokolade mit Schadstoffen verunreinigt

VKI findet Schadstoffe in Schokolade.
Konsumentenschützer warnen. Woher die Gefahr kommt und worauf jeder achten kann.

Vier Wochen vor dem ersten Adventsonntag verdirbt uns der Verein für Konsumenteninformation (VKI) die Lust auf Süßes. In sieben von 20 Bitterschokoladen fanden die Tester Rückstände von Mineralöl. Dabei sollten solche Bestandteile gar nicht in Lebensmittel gelangen, da sie krebserzeugende Substanzen enthalten können.

Die Experten warnen dabei besonders vor den aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH). Genau diese wurden in Produkten der Marken Berger, Choceur, Heidi, J.D. Gross und Merci nachgewiesen und mit "nicht zufriedenstellend" bewertet, berichtet jetzt das Magazin Konsument. Untersucht wurden neben Mineralöl auch unerwünschte Inhaltsstoffe wie Aluminium und Cadmium.

Einige Hersteller reagierten bereits und nahmen die beanstandeten Süßigkeiten aus den Regalen. Andere jedoch betonen, dass es bisher keine rechtlich festgelegten Grenzwerte und Bewertungskriterien gibt. "Stimmt", sagt Projektleiterin Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation. "Aber bei der Analytik gibt es eine von den meisten Marktteilnehmern anerkannte Prüfmethode. Und man sollte nicht vergessen: Das Bundesinstitut für Risikoforschung empfiehlt ganz klar, dass MOAHS in Lebensmitteln grundsätzlich verhindert werden sollten." Das Institut warnt auch davor, dass Reis und Grieß aufgrund ihrer Beschaffenheit und Lagerung ebenfalls anfälliger für eine Belastung sein können, und plant weitere Tests.

Preisdruck

Doch wie kommen die Schadstoffe überhaupt in die Schokolade? Auf vielen Wegen, so der VKI: "Durch Druckfarben aus recycelten Altpapierverpackungen, durch Schmieröle aus Produktionsanlagen oder Abgase von Erntemaschinen."

Für Werner Meisinger von der Wiener Schokoladenmanufaktur Xocolat sind die Ergebnisse keine Überraschung: "Man muss an die Wurzel des Übels zurückgehen: Wie rein ist die Kakaobohne? Vielleicht wurde sie schon durch die intensive Landwirtschaft in Afrika verunreinigt?" Als kleiner Produzent kenne er seine Lieferanten und wisse genau, wie dort gearbeitet wird. So ist auch nachvollziehbar, warum im VKI-Test die beste Schokolade, Gepa, aus fairem Handel stammt und ein Bioprodukt ist.

Wie in jeder Branche gebe es eine enorme Qualitätsspanne, sagt Meisinger, schließlich sei die Industrie enorm unter Druck: "Vor 60 Jahren war Schokolade noch ein Luxusprodukt. Heute ist sie absolute Massenware. In einem Test gab es sie ab 39 Cent für 100 Gramm. Um dieses Geld werden Rohstoffe eingekauft, produziert, verpackt, verfrachtet und ins Regal gestellt. Da muss irgendwo gespart werden", bedauert Meisinger den Trend. Im aktuellen VKI-Test bewegten sich die Preise von 95 Cent bis 7,18 Euro für 100 Gramm.

Süß und fett

Das Gesetz erlaube der Industrie auch Spielräume: "Ein Teil der Kakaobutter darf durch andere Fette ersetzt werden, gebräuchlich ist etwa Palmöl", erklärt er und sieht die "Reinheit der Schokolade" bedroht: "Schokolade sollte ja vor allem aus Kakao bestehen." Die Konsumenten seien beim Geschmack an süß und fett gewöhnt und an einen hohen Vanille-Anteil. "In Österreich werden auch hochwertige Produkte wie Konfekt produziert. Davon wird man nicht dick. Nur von einer 300-Gramm-Tafel an einem Abend."

Der Geschmack sagt nicht alles über die Schokolade aus, stellten die VKI-Tester fest: Ihnen schmeckten jene Bitterschokoladen am besten, die bei der Analyse am schlechtesten abschnitten.

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