Raumfarbe beeinflusst Leistungsfähigkeit nicht

Hat die Raumfarbe doch keinen Einfluss auf das Gedächtnis?
Eine deutsche Studie widerspricht der gängigen Annahme, dass die Farbe der Umgebung die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflusst.

Egal ob rot, pink oder grün: Die Raumfarbe scheint keinen Einfluss auf das Denken zu haben. Wie Forscher der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz in der Fachzeitschrift Color Research & Application berichten, zeigten sich bei 170 Probanden in unterschiedlich gestrichenen Kabinen bei Intelligenz- und Gedächtnistests keine Unterschiede bei der kognitiven Leistung. Die Kabinen wurden in den Farben "Energy Red", "Cool Down Pink" und "Relaxing Blue" gestrichen, die Kontrollgruppe wurde in einen weißen Raum gesetzt.

Zusätzlich zu den Tests mussten die Probanden Angaben zu ihrer emotionalen Befindlichkeit machen. In der Analyse der Daten zeigten sich keine nennenswerten Unterschiede durch die unterschiedlich gefärbten Kabinen – sowohl was die Testergebnisse als auch die Angaben zum emotionalen Zustand betraf.

Kein leistungssteigernder Effekt

"Unsere Studie fand keinen allgemeinen leistungssteigernden oder -mindernden Effekt der unterschiedlichen Wandfarben", sagen Christoph Freiherr von Castell und Daniel Oberfeld-Twistel vom Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität, Mitautoren der Studie. Auch eine Beeinflussung des emotionalen Zustands konnte nicht entdeckt werden. Allerdings würden die dreißigminütigen Tests keine sicheren Schlüsse auf eventuelle langfristige Effekte von Umgebungsfarben, zum Beispiel in Klassenräumen, zulassen.

Oberfeld-Twistel betont außerdem, dass er in früheren Studien zeigen konnte, dass Farben sehr wohl einen Effekt auf die Emotionen des Menschen haben können. Wie er im Juni dieses Jahres in der Zeitschrift Psychological Research erläuterte, hatte sein Team bei einem Experiment 62 Personen jeweils 30 unterschiedliche Farben auf einem LED-Bildschirm betrachten lassen. Auch hierbei sollten Angaben zum emotionalen Zustand gemacht werden, außerdem wurden die Leitfähigkeit der Haut und der Herzschlag der Probanden gemessen. Dadurch zeigte sich, dass der Erregungszustand mit der Sättigung und Helligkeit der Farben sowie von blauen und grünen zu roten Farbtönen zunahm. "Fokussieren sich die Probanden auf eine Farbe, ist die Beeinflussung ihres emotionalen Zustands deutlich messbar", sagt Oberfeld-Twistel. Bei der Konzentration auf eine Aufgabe verschwinde der Effekt jedoch.

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