So viel Sport sollte nach der Büroarbeit Pflicht sein

Eine Stunde körperliche Aktivität könnte den schädigenden Effekt des Sitzens ausgleichen.
Tägliche Büroarbeit - das bedeutet nicht nur Stress, sondern oft auch körperliches Leid.

Ein inaktiver Lebensstil tut dem Körper nicht gut. Doch was tun, wenn man arbeitsbedingt täglich über acht Stunden an den Bürosessel gefesselt ist? Forscher der Universität Cambridge und der Norwegischen Sporthochschule haben im Zuge einer Langzeitstudie eine Methode des physischen Ausgleichs dargelegt. So soll eine Stunde moderate körperliche Aktivität die schädigenden Effekte sitzender Berufs- und Freizeitaktivitäten mehr oder weniger effektiv ausgleichen.

Bewegung als Heilmittel

Zuvor konnten die Forscher im Rahmen einer großangelegten Analyse von 16 Studien und somit über einer Million Testpersonen einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem inaktiven Lebensstil (mehr als acht Stunden Sitzen pro Tag) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Gruppe von Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße) feststellen. Die betroffenen Personen wiesen im Vergleich ein um bis zu 60 Prozent erhöhtes Risiko eines verfrühten Todes auf. Ausgehend davon forschte das Wissenschaftsteam rund um Studienleiter Professor Ulf Ekelund gezielt nach den Auswirkungen körperlicher Bewegung auf diese Krankheitsbilder. Es zeigte sich: Nur eine Stunde (0 bis 75 Minuten) körperliche Aktivität kann diesen negativen Effekt deutlich verringern.

Ulf Ekelund, Forscher an der Universität Cambridge und der Norwegischen Sporthochschule, über die Erkenntnisse: "Wir haben herausgefunden, dass nur eine Stunde physische Aktivität, beispielsweise ein zügiger Spaziergang oder Radfahren, den Zusammenhang zwischen Sitzdauer und dem Sterberisiko eliminiert. Man muss nicht Sport machen, man muss nicht ins Fitnessstudio gehen, es ist okay, wenn man am Morgen, in der Mittagpause oder nach dem Abendessen einen Spaziergang macht." Man könne die empfohlene Dauer der Aktivität auch über den Tag verteilt einhalten, eine Stunde sei jedoch in jedem Fall vonnöten, so Ekelund. Bei den Risikofaktoren, die aus langem Sitzen vor dem Fernseher entstünden, hätte diese Methode jedoch lediglich einen abmildernden Effekt. Im Kontrast zu Büroarbeit hätten hier auch noch andere Aspekte einen gesundheitsschädigenden Einfluss.

Zudem seien den Wissenschaftern zufolge regelmäßige Pausen bzw. das Aufstehen vom Schreibtisch essentiell, um die Nebenwirkungen des Sitzens auszugleichen. Der Gang zur Kaffeemaschine, in ein anderes Stockwerk oder zum Drucker seien sinnvolle Möglichkeiten sich zwischendurch die Beine zu vertreten. Zudem sollte man, wenn möglich, darauf achten, den Arbeitsweg mit so viel Bewegung wie möglich zu verbinden.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich

Daten der Diagnosen-und Leistungsdokumentation der österreichischen Krankenanstalten (DLD) zufolge werden in Österreich pro Jahr bei rund 400000 Patienten Herz-Kreislauf-Erkrankungen diagnostiziert. Dies entspricht rund 19 Prozent aller stationär aufgenommenen Patienten. Die niedrigsten Raten finden sich dabei in Salzburg, Vorarlberg und Tirol, die höchsten in den Bundesländern Burgenland, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten. Hauptursache dieser Erkrankungen ist die Arteriosklerose, der Alterungsprozess der Gefäße, infolgedessen es zu einem Elastizitätsverlust der Arterienwand und/oder zu einer Einengung des Gefäßdurchmessers kommt. Ein rascheres Fortschreiten der Arteriosklerose ist durch ein komplexes Zusammenspiel zahlreicher (Risiko-)Faktoren bestimmt. Darunter körperliche, verhaltensbezogene, psychische und soziale Faktoren. Das geht aus dem Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit über Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich aus dem Jahr 2015 hervor.

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