Was es mit dem kleinen Loch am Ohr auf sich hat

kleines Loch über der Ohrmuschel
In Europa wird jeder Tausendste mit einer sogenannten Ohrfistel geboren - einem zweiten, kleinen Loch am Ohr.

In der Fachwelt bezeichnet man die Ohrfistel als Präaurikulare Fistel. Diese entwickelt sich während der dritten und fünften Schwangerschaftswoche beim Embryo im Bauch der Mutter. Unterschieden werden grundsätzlich zwei Arten von Ohrfisteln.

Welche 2 Ohrfistel-Typen gibt es?

  • Ohrfistel Typ I: Bei Typ I handelt es sich um eine spontan auftretende Missbildung, einen leichten Fehler im Zusammenbau. "Der Embryo entwickelt sich aus Kiemenbögen, verwachsen erster und zweiter Kiemenbogen nicht komplett miteinander, bleibt der Gang, die Ohrfistel, bestehen", erklärt der Wiener HNO-Arzt Dr. Christoph Brand. Hierbei handelt es sich in der Regel um einen blind endenden Gang, der kaum Probleme bereitet - und sich eventuell entzünden kann.
  • Ohrfistel Typ II: Bei der zweiten Variante, Typ II, ist die Missbildung genetisch bedingt. Dieser Typ ist meist auch etwas komplizierter angelegt. "Der Gang ist meistens verwachsener und reicht bis ins Mittelohr, bildet also quasi einen zweiten Gehörgang, oder hat Verästelungen, die bis zur Ohrspeicheldrüse reichen", so der Mediziner. Durch diese Verbindungen zum umliegenden Gewebe können Ohrfisteln gröbere Beschwerden verursachen und neigen ganz grundsätzlich eher zu Entzündungen. Die vererbte Ohrfistel kommt auch häufiger beidseitig vor.

Welche Beschwerden bei Ohrfisteln auftreten können

Bemerkt man als Elternteil das kleine Loch über dem Ohr des Kindes, so sollte man es laut Brand "einfach in Ruhe lassen, solange es unauffällig ist." 

Kommt es bei der Ohrfistel zu Entzündungen, Rötungen oder Sekretabsonderung, sollte ein Arzt zurate gezogen werden. Dann kann die Fistel im Erwachsenenalter entfernt werden. 

Wie werden Ohrfisteln behandelt?

Akute Entzündungen der Ohrfistel behandelt man lokal und mit antibiotischen Salben. Wenn stärkere Schmerzen auftreten, werden Schmerzmittel und Antibiotika verschrieben. Heilen kann das Gewebe nur durch eine komplette Entfernung der Ohrfistel.

Während die chirurgische Entfernung unter Vollnarkose beim harmlosen Typ der Ohrfistel recht einfach ist, gestaltet sich der Eingriff bei der vererbten Variante komplexer. 

"Hier färbt man den Gang in der Regel mit Kontrastmittel und stellt so fest, wie weit er zurückreicht. Geht der Gang in Richtung Mittelohr, ist die Komplettentfernung natürlich aufwendiger, ebenso wie bei Verbindungen zur Ohrspeicheldrüse. Da muss man vor allem auf den Gesichtsnerv aufpassen", so Brand.

Kommentare