Initiative auf Instagram: Die zensierte Geburt

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Besonders plastische Geburtsbilder werden von Instagram gelöscht. Die Initiative "Empowered Birth Project" will das nicht so hinnehmen.

Der blutüberströmte Kopf eines Neugeborenen ragt zur Hälfte aus der Scheide einer gebärenden Frau heraus, darunter die Hand der Hebamme, die diesen auffängt. Diese und ähnliche Bilder findet man auf dem Instagram-Account der Initiative "Empowered Birth Project". Wie lange diese dort aufrufbar sind, ist allerdings fraglich. Denn Instagram verfolgt bei Geburtsfotos eine strenge Löschungspolitik.

Gegen diese Löschungspolitik will sich Katie Vigos wehren. Vor knapp vier Jahren rief die Krankenschwester aus Los Angeles das "Empowered Birth Project" ins Leben, Ende des vergangenen Jahres startete sie eine Petition, mit der sie sich gegen die Zensur von Bildern aus dem Kreissaal oder von Hausgeburten einsetzt.

"Anstößig" und "pornografisch"

300.000 Menschen folgen Vigos' Aktivitäten, mit denen sie gebärende Frauen gleichermaßen feiern und informieren möchte, mittlerweile auf Instagram. Ein Großteil der von ihr geteilten Inhalte bekommt jedoch nur ein Bruchteil der Followerschaft zu sehen. Als "anstößig" und "pornografisch" kategorisiert werden die Bilder von Instagram zensiert und von der Plattform genommen. Sie würden gegen die Richtlinien verstoßen, liest Vigos in entsprechenden Mails, in denen sie über die Löschung in Kenntnis gesetzt wird.

"Der weibliche Körper während der Geburt – Blut, Schamhaare, Hintern, das Bildnis des Babys, wie es aus der Vagina kommt – das alles scheint Menschen dazu zu bringen die Bilder zu melden", erklärt die US-Amerikanerin im Interview mit dem Guardian. "Aber es gibt keinen Grund, warum wir Fotos der physischen Geburt nicht zeigen sollten. Es ist Zensur", sagt sie. Während es auf der Fotobloggingplattform üblich und erwünscht sei, Frauenkörper auf sexualisierte Art und Weise zu zeigen, würde der nackte weibliche Körper im Akt der Geburt als unangenehm wahrgenommen.

Vigos' Account ist längst nicht der einzige, der von der Zensur betroffen ist. Ihr zugrunde liegt die Entscheidung von Instagram, keine Bildnisse von Genitalien zu tolerieren – unabhängig vom Kontext, in dem diese veröffentlicht werden. In den Richtlinien des sozialen Netzwerks heißt es dazu: "Wir erlauben keine Nacktheit auf Instagram. Das umfasst Fotos, Videos und digital gestalteten Content, die Geschlechtsverkehr, Genitalien oder Nahaufnahmen von vollkommen nackten Gesäßen zeigen."

Geburt als Pornografie?

Für Vigos bedeutet das im Umkehrschluss, "dass sie die Geburt als Pornografie einstufen, weil Geschlechtsorgane beteiligt sind". Die Argumentationslinie würde auf dem gesellschaftlichen Anspruch an Frauenkörper fußen, dass diese nur in bestimmten Kontexten und Settings begehrenswert und der Betrachtung würdig seien. Das kultiviere nicht nur veraltete Sichtweisen, es sei auch frauenfeindlich und erschaffe ein Stigma und Tabu rund um die an sich natürlichste Sache der Welt, so Vigos.

Den offenen Umgang mit Geburtsbildern hält Vigos vor allem für werdende Mütter für wichtig. Ohne eine vielfältig geführte Debatte über den Vorgang der Geburt seien sie nicht in der Lage, während der Geburt eigenständige Entscheidungen zu treffen – und das schließe einen unzensierten Umgang mit Geburtsbilder auf Instagram jedenfalls mit ein.

Um ihr Anliegen zu unterstreichen, hat Vigos vor einigen Monaten eine Petition gestartet. Bisher hat sie über 20.000 Unterschriften gesammelt.

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