Forscher finden heraus, dass man Glück doch kaufen kann
Wenn es nach einer neuen Studie geht, sollte man ab und an ruhig tiefer in die Tasche greifen – und sich damit Freiraum für die Leichtigkeit des Seins schaffen.
Die Untersuchung, die im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences publiziert wurde, legt nahe, dass finanzielle Ausgaben, die einem im Alltag eine gewisse Zeitersparnis ermöglichen, Stress reduzieren und damit das Wohlbefinden steigern können.
Suche Glück, biete Geld
"Menschen, die sich mit Geld Zeit erkaufen, wie beispielsweise beim Auslagern gewisser Aufgaben, geben an, eine größere Zufriedenheit im Leben zu empfinden", sagte Ashley Whillans, Professorin an der Harvard Business School und Studienleiterin, im Interview mit der New York Times über die neuen Erkenntnisse. Wesentlich sei, dass die finanziellen Mittel tatsächlich zu einem verringerten Zeitdruck führen. Die reine Anschaffung materieller Güter reiche Whillans zufolge nicht aus, um glücklicher zu werden.
Untersucht wurden fast 4.5000 Personen aus den USA, Dänemark, Kanada und den Niederlanden. Die Teilnehmer wurden dabei zu den Themen Wohlbefinden und Investitionen, die einem eine Zeitersparnis bringen. In letztere Kategorie fällt beispielsweise das Bestellen von Essen. Auch wenn man ein Taxi nimmt, statt die Öffis zu benutzen oder sich eine Haushaltshilfe leistet, bezahlt man für mehr zeitliche Ressourcen im Alltag. In einer zweiten Befragungsrunde wurden weitere 1.800 US-Amerikaner Teilnehmer schließlich mit einem breiter gefassten Begriff der bezahlten Zeitersparnis konfrontiert, ohne konkrete Beispiel dafür zu nennen.
28 Prozent der Erstbefragten und rund 50 Prozent der Zweitbefragten gaben an, Geld für Zeit auszugeben. Diese Probanden waren im Vergleich zu anderen Teilnehmern auch wesentlich zufriedener.
Dabei spielte die finanzielle Situation der Menschen keine Rolle: Die Menschen profitierten stets in puncto Wohlbefinden, egal welches Einkommen sie hatten. In der Studie merken die Forscher allerdings an, dass diese Aussage nicht auf besonders einkommensschwache und armutsgefährdete Menschen zutreffe.
"Wenn es eine Aufgabe gibt, die einen mit Grauen erfüllt, wenn man nur an sie denkt, dann zahlt es sich wahrscheinlich aus in Betracht zu ziehen, ob man es sich leisten kann, sich da rauszukaufen", folgert Elizabeth Dunn, Psychologin an der University of British Columbia und Autorin der Studie.
Zeit für Wohlbefinden
Um herauszufinden, ob die finanzierte Zeitersparnis und Glücksempfinden tatsächlich zusammenhängen, führte das Forscherteam ein weiteres Experiment durch. Kanadischen Probanden wurden 40 Dollar gegeben, die sie an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden ausgeben durften – und zwar entweder für Zeit oder für Materielles. Danach wurden die Probanden nach ihrem Wohlbefinden gefragt. Wie erwartet zeigte sich, dass die Ausgaben für die Zeitersparnis zu weniger zeitbedingtem Stress und einem gesteigerten Wohlbefinden führten, während die Ausgaben für materielle Dinge nicht denselben Effekt hatten.
Kann man mit Geld also nun wirklich Glück kaufen? Jein. Erst kürzlich haben Forscher der Londoner School of Economics and Political Science herausgefunden, dass nicht Geldprobleme, sondern vor allem gescheiterte Beziehungen und instabile Freundschaften sowie physische und psychische Erkrankungen die Menschen unglücklich machen (mehr dazu hier). Finanzielle Mittel und der Einsatz ebendieser für unterschiedliche Zwecke kann also niemals allein für das Glück des Menschen verantwortlich sein.
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